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Aus: Ausgabe vom 21.08.2025, Seite 8 / Ansichten

Betrugsmasche des Tages: Führerscheinschwindel

Von Hagen Bonn
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Zugegeben: Ich bin bei meiner ersten Führerscheinprüfung durchgefallen. Angeblich soll ich einen Geisterfahrer zu schnell überholt haben. Von heute aus betrachtet hätte ich mir das Drama sparen können. Der TÜV-Verband berichtet gerade, dass der Betrug beim Führerschein stark zugenommen habe. Knapp 4.200 Betrugsfälle waren es im vergangenen Jahr, und 2025 soll es noch besser werden.

Am meisten imponiert mir die Masche, einfach nicht selbst zur Prüfung zu erscheinen, sondern statt dessen einen anderen zu schicken. Soll der doch zusehen, ob er die Prüfung, wie er behauptet, jetzt das zwanzigste Mal schafft. Während der Zeit fahre ich mit meinem »Booster-Streckenpass« 48 neu freigeschaltete Mario-Kart-Deluxe-Strecken. Zu Hause. Auf dem Sofa.

Aber im Ernst: In Kassel steht derzeit ein ehemaliger Mitarbeiter der Fahrerlaubnisstelle vor Gericht. Er soll an mindestens 112 Personen Führerscheine verkauft haben. Ohne Prüfung. Auch bewährt: Mini-Kamera-Systeme oder ein Knopf im Ohr. Das ist dann wie ein Telefonjoker. Wozu sind Freunde denn da? Aber inzwischen soll das Ganze auch bandenmäßig betrieben werden, warnt der TÜV. Sogar von einem »Vertriebsnetz« ist die Rede. Wie bei den Tupperdosen oder dieser Staubsaugerfirma.

Irre, wie sich solche Geschäftspraktiken weiterentwickeln. Und damit so was nicht in der hohen Politik passiert, hat man in Deutschland eindeutige und unüberwindbare Hürden installiert. Von wegen betrügen, lügen oder täuschen: Ein Bundesminister muss die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und das passive Wahlrecht zum Bundestag haben. Punkt. Mehr nicht. An diesen Zugangsvoraussetzungen kann nichts manipuliert werden! So was wie der Hitler sollte sich nicht wiederholen: Denn der selbsternannte »Führer« besaß gar keinen Führerschein.

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