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Aus: Ausgabe vom 08.08.2025, Seite 15 / Feminismus

Afghanische Fußballerinnen trainieren

Von Thomas Berger

Sydney. Vier Jahre ist es her, seit in Afghanistan erneut die Taliban die Macht übernommen haben – besonders die Lage der Frauen hat sich seither verschlechtert. Mit internationaler Rückendeckung hat vom 23. bis 29. Juli nun das erste Training eines aus Geflüchteten bestehenden Fußballteams im australischen Sydney stattgefunden. Nach der Machtübernahme der Taliban, in deren von einem ultraorthodoxen Islam geprägten Weltbild Frauenfußball keinerlei Platz hat, war vielen Mitgliedern des früheren Nationalteams die Flucht ins Ausland geglückt. Etliche leben in Australien, andere sind, über den Globus verstreut, in Portugal, Albanien, Großbritannien und in den USA gelandet.

Bisher hält sich die Spitze des Weltverbands FIFA weiter an ihr Regelwerk, wonach für eine Nationalmannschaft die Anerkennung durch den Fußballverband des jeweiligen Landes nötig ist. Sie hat das 23köpfige Team daher nur als Flüchtlingsteam anerkannt. Dennoch wird dies als ein Schritt hin zu einer afghanischen Frauenfußballnationalmannschaft gesehen. Noch in diesem Jahr sollen die Frauen an Freundschaftsspielen auf internationaler Ebene teilnehmen, wie die FIFA, die das Pilotprojekt unterstützt, bestätigte. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und die Sport and Rights Alliance (SRA) üben jedoch weiter Druck auf die FIFA aus, die Mannschaft auch zu internationalen Wettkämpfen zuzulassen.

»Es ist nicht nur ein Spiel, sondern ein Teil dessen, was ich bin«, lautet der Titel eines Reports über die Mitglieder des früheren Nationalteams, den die SRA im März veröffentlichte. Mit ähnlichen Worten äußerte sich jetzt auch Nilab Mohammadi, Teilnehmerin des Trainings in Sydney, gegenüber Al-Dschasira: »Es geht nicht nur um mich, sondern um ganz Afghanistan, vor allem seine Frauen und Mädchen.« Trainerin Pauline Hamill, die als erste schottische Nationalspielerin von 1992 bis 2010 mehr als 100 Länderspiele bestritt, zeigte sich ebenfalls erfreut: »Das ist ein bemerkenswertes Projekt.« Endlich hätten die Afghaninnen wieder die Gelegenheit gehabt, zu spielen und dabei zu zeigen, was in ihnen steckt. Zwei weitere Trainingscamps sollen folgen.

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