Debatte über Verschmutzung
Von David Maiwald
Der letzte Anlauf mit schlechten Aussichten. Noch eine Woche lang verhandeln Vertreter von 180 Staaten im schweizerischen Genf über ein Abkommen zur Beseitigung von Plastikmüll. Wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) erklärte, wird sich die Menge des Kunststoffmülls in den kommenden 35 Jahren verdreifachen. Mittlerweile lasse sich dem Problem auch nicht länger durch Recycling beikommen, erklärte UNEP-Direktorin Inger Andersen. Ein »Systemwandel« sei notwendig, »um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu erreichen«.
UNEP schätzte den weltweiten Plastikverbrauch im vergangenen Jahr auf rund 500 Millionen Tonnen, das ist beinahe das Doppelte der zur Jahrtausendwende produzierten Menge. Der überwiegende Teil, etwa 400 Millionen Tonnen, werde schnell zu Abfall, nur ein kleiner Teil, nicht einmal zehn Prozent, werde recycelt, stellt das UN-Programm fest. Ein großer Teil landet in den Meeren. Erst im Dezember war der erste Teil der fünften Verhandlungsrunde in Busan in Südkorea gescheitert. Eine Initiative von mehr als 100 Staaten, darunter auch BRD und EU, hatte ein globales Abkommen zu Verboten und Produktionseinschränkungen angestrebt.
Eine Einigung scheiterte besonders am Widerstand erdölfördernder Länder, die keine Einschränkungen forcieren wollen. Neben China und den USA ist die BRD einer der größten Hersteller von Plastik. Es dürfe kein »fauler Kompromiss« getroffen werden, hatte der WWF (World Wildlife Fund) vor der Konferenz gewarnt. Eine verwässerte Lösung wäre ein »Freifahrtschein für weitere Jahrzehnte ungebremster Plastikverschmutzung und keine echte Lösung des Problems«, hieß es von der Umweltschutzorganisation.
Bei einer Einigung könnte im kommenden Jahr im Rahmen einer Konferenz tatsächlich ein Abkommen unterzeichnet werden. Die verschiedenen Interessen in eine Einigung zu gießen dürfte schwierig werden. Dem Zwischenstaatlichen Vermittlungsausschuss der UN zufolge soll die Vereinbarung »den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen vom Design über die Produktion bis hin zur Entsorgung« abdecken. Bis alle Staaten sie dann auf nationaler Ebene umsetzen, könnte noch einmal viel Plastik in den Meeren und lebenden Organismen des Planeten landen.
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