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Aus: Ausgabe vom 31.07.2025, Seite 1 / Titel
Wirtschaftsleistung erneut gesunken

Die Krise setzt sich fort

BRD-Wirtschaft mit erneutem Rückgang. Autoindustrie verzeichnet deutliche Einschnitte bei Umsatz und Gewinn. Beschäftigte sollen zahlen
Von Gudrun Giese
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Am seidenen Faden: Die Gewinne von Mercedes-Benz (Stuttgart, 2.9.2024)

Deutschland verharrt in der Rezession und trotz angekündigter Steuergeschenke für Konzerne bleibt die Stimmung mies. Das Statistische Bundesamt meldete am Mittwoch einen erneuten Rückgang der BRD-Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres um 0,1 Prozent. Die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten seien nach vorläufigen Erkenntnissen gegenüber dem ersten Quartal rückläufig gewesen, während die Ausgaben für den privaten wie auch staatlichen Konsum preis-, saison- und kalenderbereinigt stiegen. Im Vergleich zum Vorjahr blieb das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2025 preisbereinigt auf demselben Niveau, so das Statistikamt.

Die Automobilindustrie strauchelt dabei besonders heftig. Ein Konzern nach dem anderen legt dieser Tage Zwischenbilanzen vor, die dramatische Einbrüche bei Umsätzen und Gewinnen verzeichnen. Bei Mercedes-Benz ist der Gewinn im zweiten Quartal um mehr als zwei Drittel zurückgegangen. Das Konzernergebnis sei in diesem Zeitraum gegenüber dem Vorjahr um 69 Prozent auf 957 Millionen Euro abgesackt, teilte der Autobauer mit. Als Folge des Zolldeals zwischen EU und USA rechnet Mercedes mit einer geringeren Ertragskraft als bisher in diesem Jahr, hieß es weiter.

Allerdings ging es schon zuvor abwärts: So reduzierte sich der Gewinn im ersten Halbjahr 2025 um 55,8 Prozent. Das Konzernergebnis sank von 6,1 auf etwa 2,7 Milliarden Euro. Ursächlich dafür seien die US-Zölle, geringere Absatzzahlen – vor allem in China – sowie Aufwendungen für Sparprogramme. In Anbetracht dieses »dynamischen Geschäftsumfelds« sei das immer noch ein robustes Finanzergebnis, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius dazu.

Als »Rezept« gegen die Krise setzt der Konzern den Rotstift an, wobei das ganz unoriginell vor allem zu Lasten der Beschäftigten gehen soll. Bis 2027 will Mercedes-Benz die Kosten unter anderem durch die Streichung von Tausenden Arbeitsplätzen um fünf Milliarden Euro senken. Die Produktions- und Fixkosten sollen gegenüber heute um je zehn Prozent sinken. Die Ausgaben für Materialien sollen optimiert werden. Allerdings muss das Unternehmen zunächst viel Geld für Abfindungen aufbringen. Für die »Restrukturierung« wurden im zweiten Quartal 2025 560 Millionen Euro aufgewendet.

Einen Tag zuvor waren die miesen Halbjahreszahlen des Autokonzerns Stellantis (Peugeot, Fiat/Chrysler, Opel) bekannt geworden: Der Umsatz ging gegenüber dem auch schon schlechten Vorjahr um weitere elf Milliarden auf 74 Milliarden Euro zurück. Das Kerngeschäft bilanzierte mit einem Minus von 2,3 Milliarden Euro. Vor allem das Geschäft in Nordamerika sei eingebrochen. In Europa wurde der Umsatz ungefähr gehalten, was auf gestiegene Preise und teure Ausstattungen zurückzuführen ist, da die Zahl der verkauften Autos auf den Heimatmärkten zurückging.

Auch hier wird gegen die selbst verursachte Absatzkrise vor allem bei E-Autos auf Kürzung und Produktionsverlagerung in Billiglohnländer gesetzt. Last but not least meldete die Volkswagentochter Porsche vergangene Woche einen Gewinneinbruch von 91 Prozent. Als Gründe nannte das Unternehmen unter anderem die US-Zölle und sinkende Gewinnspannen bei E-Autos. Nun soll es »schmerzhafte Einschnitte« geben: Bis 2029 will Finanzchef Jochen Breckner rund 3.900 Stellen streichen.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (31. Juli 2025 um 09:58 Uhr)
    Die sollen etwas dagegen unternehmen – darum nennt man sie ja Unternehmer! Aber offenbar wird unter 'unternehmen' heutzutage vor allem verstanden: Jobs streichen, Löhne drücken und Steuergeschenke einfordern. Innovation? Fehlanzeige. Verantwortung? Nur für Aktionäre. Krise? Bitte von den Beschäftigten bezahlen.

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