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Aus: Ausgabe vom 24.07.2025, Seite 8 / Ansichten

Geheimdienstüberläufer des Tages: Mehdi Hijaouy

Von Jörg Tiedjen
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Marokkanische Geheimdienste haben eine Aufgabe: Die Monarchie an der Macht zu halten. Doch was tun, wenn diese zerstritten ist?

Der spanische Journalist Ignacio Cembrero ist eine beliebte Zielscheibe für Anfeindungen aus Marokko. Auch am Mittwoch erschien auf der Plattform X wieder eine giftige Karikatur über ihn. Sie zeigt ihn als Maler, der gerade für die Zeitung El Confidencial das Bild eines gewissen Mehdi Hijaouy zeichnet, die ehemalige »Nummer zwei« des marokkanischen Geheimdiensts DGED – und zwar mit Heiligenschein und Engelsflügeln. Wie aber Cembrero hervorhebt, verleiten ihn solche Polemiken nur dazu, noch mehr Artikel zu schreiben, die das nordafrikanische Königreich ärgern.

Anlass der Beschimpfung war der jüngste Beitrag Cembreros zum Fall Hijaouy, der am Dienstag im Confidencial erschienen war. Vergangenes Jahr war der frühere Agentenführer nach Spanien geflohen, um dort Asyl zu beantragen, während seine Angehörigen in Marokko in die Mangel genommen werden, um Druck auf ihn auszuüben. Gleichzeitig wurde in Marokko die Propagandamaschine angeworfen. Laut Cembrero wurden anscheinend die Redaktionen zahlreicher Medien instruiert, von der Geschichte des abtrünnigen Spionagevizechefs abzusehen und statt dessen die Version zu verbreiten, dass Hijaouy lediglich ein »Betrüger und Hochstapler« sei. Auf den Confidencial, aber auch Le Monde ist man wütend, weil sie das nicht mitmachen.

Doch worum geht es überhaupt? Cembrero glaubt, dass Hijaouy ins Kreuzfeuer widerstreitender Interessen im Palais in Rabat geraten ist. So hatte er sich genau in dem Moment für die Brüder Azaitar starkgemacht – zwei Kickboxer, die in Deutschland berühmt wurden und seit einiger Zeit beste Freunde des marokkanischen Königs sind –, in dem ein anderer Flügel der Monarchie begonnen hatte, sich auf die beiden einzuschießen. Kurz, es geht um die Macht – um die der Wettstreit angesichts eines sichtlich angeschlagenen Gesundheitszustands Mohammeds IV. voll entbrannt scheint.

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