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Aus: Ausgabe vom 14.07.2025, Seite 8 / Ansichten

Umstrittene Insel des Tages: Perejil

Von Jörg Tiedjen
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Nach dem Debakel: Marokkaner freuen sich, dass die spanischen Interventionstruppen wieder von der Insel Leila/Perejil abgezogen sind (20.7.2002)

Auch Monarchen schlagen mitunter über die Stränge. So war es am 11. Juli 2002, als der marokkanische König Mohammed VI. am Rande seiner Hochzeit zum Telefon griff und einem Armeeposten den Befehl gab, die nahegelegene Insel Leila zu besetzen. Die befindet sich unweit der spanischen Enklave Ceuta in der Straße von Gibraltar und wird ebenfalls von Madrid beansprucht. Früher sollen einmal Hirten auf ihr Schafe geweidet haben. Doch ansonsten liegt das kleine Eiland verwaist. Die sechs marokkanischen Soldaten hatten zunächst leichtes Spiel damit, auf Leila bzw. Perejil (Petersilie), wie sie in spanischer Zunge genannt wird, die marokkanische Fahne zu hissen. Doch die Antwort Madrids ließ nicht lange auf sich warten. Eine ganze Armada wurde ausgesandt, um die Besatzer gefangenzunehmen und die Souveränität der Bourbonenkrone wiederherzustellen.

Statt das peinliche Kapitel endlich auf sich beruhen zu lassen, war am Donnerstag, einen Tag vor dem eigentlichen Jubiläum, im spanischen Fernsehen eine Dokumentation über den »Petersilienkrieg« zu sehen. Das ärgerte eine Handvoll marokkanischer Nationalisten. Schnurstracks gründeten sie am Freitag ein »Koordinierungskomitee zur Verteidigung der Interessen des Königreichs« und kündigten an, Leila/Perejil am Sonnabend erneut besetzen zu wollen. Auch beschwerten sie sich über die spanische Volkspartei (PP), die vor einer Woche die Westsahara-Befreiungsfront Polisario zu ihrem Parteitag geladen hatte – ein Sakrileg aus Sicht der Königstreuen, die eifersüchtig über alle territorialen Ansprüche Marokkos wachen, die bis zum Fluss Senegal reichen. Allerdings hatten sie Pech. Spanien brauchte gar keine Streitmacht in Bewegung zu setzen. Wie das Portal Yabiladi am Sonntag vermeldete, waren es schlicht »starke Winde«, die die erneute »Heimholung« des Felsens ins marokkanische Königreich verhinderten.

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