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Aus: Ausgabe vom 07.07.2025, Seite 8 / Ansichten

Diktaturgegner des Tages: Elon Musk

Von Daniel Bratanovic
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Erschütternde Nachrichten von der anderen Seite des Atlantiks. Der ältesten und stabilsten Demokratie der Welt (kleiner Reminder: errichtet auf dem Rücken Hunderttausender Sklaven) droht das endgültige Aus. Ihr Henker heißt Elon Musk. Seine Richtwaffe: die Gründung einer dritten Partei. Esel und Elefant sind außer Rand und Band.

Seit gut 160 Jahren herrscht in den USA ein Zweiparteiensystem. Musk verkündet nun, er beziehungsweise seine »America Party« werde diesen Würgegriff von Demokraten und Republikanern brechen. Musk, diese Personalunion aus Mac Money­sac, Hugo Drax und Il Cattivo, muss jetzt auch noch Parteiführer werden, denn er hat eine Entdeckung gemacht: »Wenn es darum geht, das Land (…) in den Bankrott zu treiben, dann leben wir in einem Einparteiensystem, nicht in einer Demokratie.« In Wahrheit, soll das heißen, geht es also um die Wiederherstellung des Zweiparteiensystems. Die »America Party« ist die furchtlose Opposition gegen die Einparteiendiktatur.

Dass die USA nach klassischer Formenlehre ohnehin eher einer Oligarchie denn einer Demokratie gleichen, interessiert hier nicht und interessiert auch den milliardenschweren Leuteschinder nicht; daran will er nichts ändern. Aber wer jetzt sagt, das ganze Projekt sei ein einziger Rachefeldzug gegen seinen einstigen best buddy Trump, weil der ihm die Staatssubventionen für seine zahlreichen Unternehmungen streicht, hat den Horizont eines Sparkassenfilialleiters aus dem Sauerland.

Musk nämlich hat Visionen. Programmschwerpunkte seiner neuen Partei: Senkung der Staatsschulden, Ausgabendisziplin, Deregulierung. Fanatische Antietatisten wie er können nicht verstehen, wie der spätkapitalistische Staat funktioniert, er erscheint ihnen wie der reinste Sozialismus. Der Freiheitskämpfer Musk hat sich dem Krieg gegen die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Amerika verschrieben.

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