GEW gegen Bundeswehr an Grundschule
Von Michael Merz
Mit ihrer deutlichen Kritik an der Rekrutierungspraxis der Bundeswehr an Schulen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayerns vergangene Woche offenbar in ein Wespennest gestochen. Der CSU-Bürgermeister der idyllischen Gemeinde Kellmünz an der Iller jedenfalls ist offenbar schwer empört und appelliert erstaunlicherweise an den Humanismus: »Es geht doch nicht um Militär oder Militärwerbung, es geht um Menschlichkeit, um ein gutes Zusammensein, und die Kinder basteln, spielen, machen Sport und sind begleitet von Soldatinnen und Soldaten, die hier als Menschen auftreten und nicht in erster Linie als Uniformträger«, wird Michael Obst in einem Beitrag der Augsburger Allgemeinen am Wochenende zitiert. Aber die Zeitung verschweigt auch nicht sein »positives Verhältnis zur Bundeswehr«, der Lokalpolitiker sei schließlich selbst Offizier der Reserve.
Was war passiert? Auslöser des Konflikts ist ein Plakat der Gemeinde, das Motiv: Hinter einem Flecktarn-Passpartout schauen kleine Kinder auf ein Militärfahrzeug. Geworben wird für eine Veranstaltung der örtlichen Grundschule, die Mitte August in der 1.600-Einwohner-Gemeinde stattfinden soll, ein Ferienprogramm, das nicht zum ersten Mal veranstaltet wird. Für einen Betrag von zwölf Euro übernachten, spielen und basteln Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren mit Soldaten. Organisiert wird das vom Rathaus zusammen mit der »Gefechtsstandstaffel Multinationales Kommando Operative Führung« in der Ulmer Kaserne, die laut GEW Auslandseinsätze, etwa in Litauen oder Norwegen, koordiniert. »Der Themenkomplex Bundeswehr ist in diesem Alter schwer pädagogisch vermittelbar«, sagt Oliver Danner, Sozialpädagoge und Mitglied des Landesvorstands der GEW. Die Militärwerbung und die Rekrutierung von Minderjährigen seien zu unterlassen. Ob es dazu kommt, ist unklar. Aus Sicht des Bürgermeisters sei seine Gemeinde Opfer und die Veranstaltung nur »kleines bescheidenes Ferienprogramm«.
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