Astroboy des Tages: Markus Söder
Von Max Ongsiek
Zwischen den unendlichen Weiten des Star-Trek-Universums schwebt nicht Major Toms Raumschiff, sondern der Geltungsdrang eines Markus Söder. Dessen Ego wächst überproportional zu seinen Amtsjahren als bayerischer Ministerpräsident. Da verwundert es nicht, dass dem Tausendsassa die Staatskanzlei als einzige Wirkungsstätte nicht mehr ausreicht. Schließlich ist er mehr als Landesvater und Staatsmann. Er kann auch Verkleidungskünstler, Foodblogger oder Weltraumvisionär.
So hat der Bayernnaut am Freitag – ganz standesgemäß – zum »Mondgipfel« nach Oberpfaffenhofen geladen. Denn Oberpfaffenhofen ist einer von vielen Standorten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der Forschungseinrichtung, die sich mit Staatsknete in Weltraumschäume träumt. Stilecht in Raumfahrtjacke und flankiert von den Astroboys Alexander Gerst und Matthias Maurer wirbt der für zukünftige Mondmissionen mit BRD-Astronauten.
Scherze verbieten sich, denn dass ein Deutscher bald zum Mond fliegen soll, ist Staatsräson. Steht schließlich im Koalitionsvertrag. Oberpfaffenhofen ist nicht irgendein ordinärer Forschungsstandort. Nein, hier befindet sich ein Kontrollzentrum für die internationale Raumstation ISS. Das wiederum soll zu einem Kontrollzentrum für astronautische Mondmissionen ausgebaut werden. Denn Bayern sei schließlich eine Weltraummacht, wie der CSU-Politiker im vergangenen Jahr bei einer Pressekonferenz ausführte.
Deswegen will Söder aus seinem Füllhorn jetzt 63 statt der geplanten 30 Millionen Euro Zuschüsse ausschütten. Schließlich, das verriet der Mann in Blau-Weiß am Freitag der epd, habe die Raumfahrt mit ihrem Pioniergeist auch eine religiöse Komponente. Wie wertvoll der Planet Erde sei, werde erst durch den Blick aus dem All auf die Erde deutlich. Und wertvoll ist für den Markus alles, was Publicity bringt.
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