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Aus: Ausgabe vom 03.07.2025, Seite 4 / Inland
Aufrüstung

Zwei Generale ausgetauscht

Pistorius wechselt Spitzenmilitärs aus. Reorganisation im Verteidigungsministerium
Von Max Ongsiek
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Generalmajor Christian Freuding als Teilnehmer des 17. »Kyiv Security Forum« (8.5.2025)

Es wird ernst mit dem Aufwuchs der Bundeswehr. Das deuten überraschende Personalentscheidungen des Bundesverteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) an. Der hat den Inspekteur des Heeres – Generalleutnant Alfons Mais – und den stellvertretenden Generalinspekteur, Andreas Hoppe, in den Ruhestand versetzt. Das teilte das Verteidigungsministerium (BMVg) am Dienstag in Berlin mit. Als Nachfolger des Heeresinspekteurs ernannte der Minister Generalmajor Christian Freudig, der aktuell den Planungs- und Führungsstab im Verteidigungsministerium leitet. Freudig steht darüber hinaus nicht nur dem Sonderstab im Bendlerblock vor, der die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine im Krieg gegen Russland koordiniert, sondern weiß sich medial als Militärexperte zu inszenieren. Ablösen soll der General Mais im September, wie das BMVg erklärte. Den stellvertretenden Generalinspekteur wiederum wird Generaloberstabsarzt Nicole Schilling beerben. Die gilt als Expertin für Personalfragen und war unter anderem Vizepräsidentin des Bundesamtes für das Personalmanagement und stellvertretende Leiterin der Abteilung Personal im BMVg. Die beiden Militärs gelten als verlängerter Arm des Ministers, heißt es.

Über die Gründe von Hoppes Abgang berichtete Springers Welt am Dienstag und berief sich dabei auf eine Business Insider-Recherche – ebenfalls Springer – aus dem April, die dem General außereheliche »heimliche Liebesaffären« und »mögliche Erpressungsgefahr« unterstellte. Wie Welt schon im April berichtete, habe sich Hoppe durch sein »Privatleben« für »ausländische Nachrichtendienste potentiell erpressbar gemacht.« Denn als stellvertretender Generalinspekteur habe Hoppe »die höchste Sicherheitsfreigabe«. Russland und China würden »heimliche Affären« einsetzen, um »Personen unter Druck zu setzen«, so dass diese »relevante Informationen« weiterleiten. Anschließend verpfiffen die Business Insider-Rechercheure den Offizier direkt bei Generalinspekteur Breuer. Nach Darstellung von Welt soll Hoppe sogleich um Versetzung in den »einstweiligen Ruhestand« gebeten haben. Warum Pistorius dem jetzt erst nachkommt, ist laut dem Militärblog Augengeradeaus »nicht so recht klar«. Denn Freuding habe »die für den Inspekteursposten übliche Verwendung als Divisionskommandeur« noch nicht hinter sich, wie es dort am Dienstag hieß.

Warum der Verteidigungsminister die beiden Generäle geschasst hat, geht aus der offiziellen Stellungnahme des BMVg von Dienstag nicht hervor. Dort wird lediglich im unheilvollen Tonfall von »internationaler Bedrohungslage« gesprochen, von »historischen Herausforderungen« und dem »Ziel von Verteidigungsminister Boris Pistorius«, »die Einsatzbereitschaft der Truppe in den kommenden Jahren massiv zu stärken.« Deswegen werde der Minister »personelle Veränderungen im militärischen Bereich vornehmen.« Denn der von Pistorius schon seit einem Jahr beworbene freiwillige Wehrdienst nach schwedischem Vorbild soll auch von Experten kritiklos umgesetzt werden, die nicht nur Erfahrungen im Bereich Personalpolitik und Nachwuchsgewinnung, sondern auch mit militärischer Planung, Strategie und dem richtigen Feindbild vertraut sind.

Tatsächlich steht auch laut Welt vom Dienstag eine Reorganisation des BMVg an. So beruft sich die Zeitung auf Interna aus dem Umfeld von Staatssekretär Nils Hilmer (SPD), wonach die zehn Abteilungen des BMVg auf drei statt zwei Staatssekretäre neu verteilt werden sollen. Hilmer soll hier eine entscheidende Rolle zukommen: Er soll für die neue Abteilung »Aufwuchs« zuständig sein. Ihm soll künftig außerdem die Abteilung »Streitkräfte«, die sich aus den bisherigen Bereichen »Einsatzbereitschaft«, »Unterstützung«, »Militärstrategie«, »Einsatz« und »Operationen« zusammensetzt, unterstellt werden.

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