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Aus: Ausgabe vom 02.07.2025, Seite 16 / Sport

Wen’s juckt

Von André Dahlmeyer
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Einen wunderschönen guten Morgen! Das Schönste am Achtelfinalspiel der Klub-WM in den Uneinigen Staaten am Sonntag zwischen dem Regattaverein Flamengo aus Rio de Janeiro und dem FC Bayern München (2:4) waren die Parallelspiele. So trat der verbrecherisch nicht zur Klub-WM eingeladene Rekordgewinner der Copa Libertadores (sieben Pötte), der Club Atlético Independiente, in der Copa Argentina in La Punta in der Andenprovinz San Luis an – gegen den Zweitligisten Gimnasia de Mendoza, der damit quasi ein Heimspiel hatte. Offizielle Heimspiele gibt es nicht im argentinischen Pokal, gespielt wird immer auf neutralen Plätzen, um den Fußball ins Inland zu tragen, in Regionen, die sportlich und auch überhaupt abgehängt sind. Seit Ende 2023 bringt das eigentlich gar nichts mehr. Am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, übernahm damals in Argentinien der »Anarchokapitalist« Javier Milei, eine Marionette verschiedenster ultrarechter Lobbys. (Er träumt onanierend davon, mit seinen geklonten Kampfhunden den Nobelpreis für Ökonomie verliehen zu bekommen – so wie sein Gebetsbruder Donald Trump auf den Friedensnobelpreis schielt und wohl deshalb den Sudan und den Iran bombardiert, Verzeihung: bombardieren lässt.) Seitdem sind alle abgehängt, außer die Superreichen, für die sich die internationale Rechte so reinhängt. Stichwort: Grundbesitz. Sie schwafeln von Enteignungen und bösen Kommunisten, worum es denen aber geht, klar, ist die Sicherung ihrer Latifundien, möglichst mit Militärgewalt. Dafür werden sie gewählt. Politiker kennt hier niemand. Es besteht Wahlpflicht in Argentinien (Bußgelder!), offiziell machen noch 75 Prozent mit, gefühlt nur 50. Wer keinen Profit für die Rechten abwirft, soll weg. Kettensägenphilosophie.

In der argentinischen Primera División spielen hauptsächlich Klubs aus dem Ballungsraum der Metropole Buenos Aires sowie aus den zentralen Provinzen Santa Fe und Córdoba. Alle anderen sind Beiwerk. Das Stadion in La Punta wurde 2003 mit einem Spiel zwischen Independiente und Vélez Sarsfield eingeweiht. 2013 wurde Argentinien dort zum dritten Mal U17-Südamerikameister. Jetzt wollen Sie wissen, wie Independiente gespielt hat? Zur Halbzeit lagen die Roten Teufel mit 0:1 hinten. Noch bevor die Jubelorgie begann, hatte der Lieblingskolumbianer des Rojo, Álvaro Angulo, quasi mit dem Schlusspfiff den 2:1-Sieg der Teufel zementiert, die sich damit für das Achtelfinale der argentinischen Copa qualifizierten.

Das dritte Match, das ich zeitgleich schaute, war das zwischen Kanada und Guatemala, Viertelfinale der Copa de Oro. Die Guatemalteken hatten tatsächlich noch ausgeglichen, es gab Penalties. Der manikürte Thomas Helmer wurde von mir ad hoc vom Bildschirm eliminiert. Das Ergebnis war historisch. Nach 29 Jahren erreichte Guatemala wieder ein Halbfinale des Gold-Cup. Wen juckte da noch Bayern? Und gerade hat Costa Rica gegen die USA Pochettinos ausgeglichen! Mal sehen.

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