Bangkok macht dicht
Von Thomas Berger
Der jüngste Konflikt um den Grenzverlauf zwischen Thailand und Kambodscha, der vor einem Monat bereits einem kambodschanischen Soldaten das Leben gekostet hatte, verschärft sich erneut. Inzwischen sind alle Grenzübergänge zwischen den beiden südostasiatischen Staaten geschlossen. Nur in »humanitären Ausnahmefällen«, so eine offizielle Verlautbarung des auch für die Grenzsicherung zuständigen Militärs in Thailand, werde noch ganz vereinzelt Menschen der Übertritt gestattet. Selbst Rangereinheiten der Naturschutzverwaltung werden laut Zeitungsberichten für Patrouillen eingespannt. Kambodscha hat wiederum auch sämtliche Gas- und Treibstoffimporte aus dem westlichen Nachbarland gestoppt. Die Stimmung erscheint damit wieder deutlich angespannter, als es temporär nach dem ergebnislosen Treffen der bilateralen Grenzkommission am vorletzten Wochenende ausgesehen hatte.
Kambodschas Exregierungschef Hun Sen, mehr als 35 Jahre lang der starke Mann in Phnom Penh und aktuell als Senatspräsident neben seinem Sohn Hun Manet, der das Amt des Premierministers innehat, weiter im Hintergrund Strippenzieher, scheint an der erhöhten Spannung nicht unschuldig. Er soll es auch gewesen sein, der den Mitschnitt des Telefonats geleakt hat, das die angeschlagene thailändische Regierungschefin Paetongtarn Shinawatra mit ihm geführt hatte. Weil die 38jährige den gestandenen Politiker dabei respektvoll als »Onkel« tituliert und sich zugleich kritisch über einen Regionalkommandeur der eigenen Armee im Nordosten äußert, musste sie sich öffentlich entschuldigen. Wegen eventuell »landesschädlichen Verhaltens« ermitteln jetzt auch die Antikorruptionskommission (NACC) und das Verfassungsgericht gegen sie. In beiden Fällen könnte Paetongtarn Amtsenthebung drohen. Wann die Verfahren, wohl durch Anzeigen aus dem konservativ dominierten Senat initiiert, abgeschlossen werden, ist unklar. Derweil hat der ausgestiegene frühere Koalitionspartner, die Bhumjaithai-Partei, einen Misstrauensantrag im Parlament angekündigt, das wieder ab dem 3. Juli tagt.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ausland
-
Deutschland im ultrarechten Lager
vom 27.06.2025 -
»Das ist kein Krieg zwischen den Völkern«
vom 27.06.2025 -
Meet the rich
vom 27.06.2025 -
Pogrom gegen Christen
vom 27.06.2025 -
Linke vor Machtverlust
vom 27.06.2025 -
Friedenspolitik unter Druck
vom 27.06.2025 -
Gipfel für Nahost
vom 27.06.2025 -
Systematische Folter
vom 27.06.2025