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Aus: Ausgabe vom 24.06.2025, Seite 8 / Ansichten

Dankbarer des Tages: Joachim Rukwied

Von Susanne Knütter
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Hat auch schon mal einen Kohlkopf gepflückt und Äpfel ausgebuddelt: Präsident des Bauernverbands, Joachim Rukwied

Bauernpräsident Joachim Rukwied ist Großgrundbesitzer in der achten Generation. Wie man Anfang des 19. Jahrhunderts mit Leibeigenen umging, weiß er vermutlich aus der eigenen Familienerzählung: Frondienst, zur Belohnung einen Schlag mit dem Knüppel. Dass diejenigen, die heute die ganze Arbeit – vom Pflügen bis zur Ernte – machen und hierzulande euphemistisch gern Erntehelfer genannt werden, überhaupt einen Lohn bekommen, geht Rukwieds Achim gegen den Strich. Im Interview mit der Rheinischen Post (Montagausgabe) schlug er vor, »Saisonarbeitskräften« künftig nur noch 80 Prozent des Mindestlohns zu zahlen. Denn die haben ihren Lebensmittelpunkt ja ohnehin nicht in Deutschland.

So ist das mit den Besitzenden. Die reden gern darüber, was sie noch nicht haben, selten über das, was sie schon haben. Was da zusammenkäme, weiß die IG BAU: Für kurzfristige Beschäftigte müssen Agrarkapitalisten keine Sozialversicherung zahlen. Die Gruppenkrankenversicherung, in der Saisonarbeitskräfte oft versichert sind, bietet zwar deutlich weniger Leistungen, ist aber billiger. Die Pauschalbesteuerung des Arbeitslohns bedeutet weniger Bürokratie. Und nicht zuletzt: Unterbringung und Verpflegung der Wanderarbeiter sind weniger ein Kostenfaktor als eine zusätzliche Einnahmequelle für die Großgrundbesitzer.

Der Bauernpräsident blickt in die Zukunft. Ohne Ausnahme sei die kommende Mindestlohnerhöhung ein »Ausstiegsprogramm für viele Gemüse-, Obst- und Weinbaubetriebe«, die nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber der europäischen Konkurrenz seien. Dass Rukwied im gleichen Interview erklärt, wie herausfordernd es sei, Saisonarbeitskräfte zu gewinnen, ist durchaus kein Widerspruch. Er sei ja dankbar, dass die ausländischen Arbeitskräfte »gerne Jahr für Jahr auf unsere Betriebe kommen«. Das ist sein Lohnangebot für deren Mühen: ein Danke. Das muss reichen.

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