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Aus: Ausgabe vom 24.06.2025, Seite 7 / Ausland
Iran-Krieg

Irans Verbündete noch zurückhaltend

Kein Kriegseintritt: Nach US-Angriff solidarisieren sich bewaffnete Gruppen
Von Wiebke Diehl
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Mojtaba Khamenei (r.), der zweite Sohn von Ali Khamenei, bei einem Besuch der Hisbollah in Beirut (1.10.2024)

Mit »ewigen Konsequenzen« hat Irans Außenminister Abbas Araghtschi den USA gedroht. Am Sonntag war Washington in den Krieg gegen sein Land eingestiegen und hatte Atomanlagen des Landes bombardiert. »In Übereinstimmung mit der UN-Charta und ihren Bestimmungen, die eine legitime Reaktion zur Selbstverteidigung erlauben«, behalte Iran sich »alle Möglichkeiten vor, seine Souveränität, seine Interessen und sein Land zu verteidigen«. »Jetzt hat der Krieg für uns begonnen«, befand auch das Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) in einer Erklärung. Ali Akbar Welajati, Berater des »Obersten Führers« Ali Khamenei, erklärte, »jedes Land, das von US-amerikanischen Streitkräften für Angriffe gegen Iran genutzt« werde, »wird von unseren Streitkräften als legitimes Ziel betrachtet«. Es gebe »keinen Platz mehr für Amerika oder seine Stützpunkte in dieser Region und in der islamischen Welt«.

Noch ist nicht klar, wie die iranischen Verbündeten der »Achse des Widerstands« auf den US-amerikanischen Kriegseintritt sowie auf die seit inzwischen elf Tagen andauernde israelische Aggression gegen Iran reagieren werden. Washingtons Sondergesandter für Syrien, Thomas Barrack, hatte die libanesische Hisbollah bereits Tage vor der US-amerikanischen Bombardierung Irans gewarnt. Da hatte die »Partei Gottes« die israelischen Angriffe auf Iran bereits verurteilt und der Führung in Teheran ihre uneingeschränkte Solidarität versichert. Diese Haltung erneuerte sie nun. Die Organisation ist durch den jüngsten Krieg mit Israel geschwächt. Am vergangenen Sonnabend musste sie einen weiteren symbolträchtigen Verlust hinnehmen: Abu Ali Al-Khalil, der langjährige Leibwächter des am 27. September bei einem israelischen Angriff in Beirut ermordeten Hisbollah-Generalsekretärs Hasan Nasrallah, wurde in Teheran während einer Pilgerreise getötet.

Die jemenitischen Ansarollah (»Huthis«), die seit eineinhalb Jahren Israel und mit Israel in Verbindung stehende Schiffe beschießen, erklärten, man stehe an der Seite Irans. Die islamische Nation müsse »die Option des Dschihad und des Widerstands« wählen und »geschlossen gegen die zionistisch-US-amerikanische Arroganz« vorgehen. Die Ansarollah hatten bereits im Vorfeld der US-amerikanischen Attacke gegen Iran gedroht, ihre Angriffe gegen US-amerikanische Schiffe und Kriegsschiffe im Roten Meer wiederaufzunehmen. Diese waren wegen einer Zusicherung Washingtons, den Jemen nicht mehr anzugreifen, Anfang Mai eingestellt worden. Am Sonntag bekräftigten die Ansarollah die Drohung, ihre Angriffe auf US-Schiffe wiederaufzunehmen.

Auch der »Achse des Widerstands« zugerechnete bewaffnete Kräfte im Irak hatten bereits in den vergangenen Tagen gedroht, US-amerikanische Streitkräfte und Interessen in der Region anzugreifen. Die irakischen Gruppen haben sich seit Beginn des Gazakriegs vorwiegend darauf konzentriert, US-amerikanische Militärstützpunkte in Syrien und im Irak anzugreifen. Israel selbst attackierten sie nur wenige Male.

Angesichts zunehmender US-amerikanischer und israelischer Drohungen, einen »Regimewechsel« im Iran herbeiführen zu wollen, hat Khamenei Berichten zufolge Vorkehrungen für den Fall eines Attentats gegen ihn getroffen. Nicht nur Israels Premier Benjamin Netanjahu, auch US-Präsident Donald Trump hatten damit gedroht. Nach Informationen der New York Times soll Khamenei drei mögliche Nachfolger benannt haben. Laut dem Onlineportal Amwaj hat das religiöse und weltliche Oberhaupt Irans zudem den aus 88 islamischen Juristen und Geistlichen bestehenden Expertenrat, der im Fall seines Todes einen Nachfolger zu bestimmen hätte, angewiesen, im Fall eines »erfolgreichen« Attentats unverzüglich zusammenzutreten. Allerdings seien neben der regulären Nachfolgeregelung auch alternative Szenarien möglich, die bereits nach dem Tod von Revolutionsführer Ruhollah Khomeini diskutiert worden waren – so etwa ein Führungsrat aus mehreren islamischen Gelehrten.

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