Rückkehr der Atomkraft
Von Dieter Reinisch
Das Kernkraftwerk Sizewell C in Suffolk soll an einem bestehenden Atomstandort errichtet werden und ab Mitte der 2030er Jahre Strom liefern. Und Finanzministerin Rachel Reeves verkündete begeistert, das neue Kraftwerk werde sechs Millionen Haushalte mit Strom versorgen, während der Bauzeit 10.000 Menschen beschäftigen und Tausende weitere Arbeitsplätze in ganz Großbritannien sichern, berichtet die BBC.
Premierminister Keir Starmer gibt derweil den Kümmerer: »Wir haben die Bedenken der Anwohner von Leiston hinsichtlich steigender Mietkosten und der möglichen Auswirkungen auf ihre lokale Umwelt gehört.« Doch die sind wohl nicht laut genug. Sizewell werde zwar keinen Blankoscheck erhalten, und die Finanzierung decke nur die nächsten vier Jahre der mindestens zehnjährigen Bauzeit. Ändern werden die Einwände aber nichts. Die Mehrheit der Bevölkerung würde die Investition begrüßen, betonte der Labour-Chef und legte nach: Zusätzlich zu Sizewell C werde die Regierung auch 2,5 Milliarden Pfund Sterling (drei Milliarden Euro) für ein kleines modulares Reaktorprogramm bereitstellen.
Das Kraftwerk Sizewell C in Suffolk ist der zweite Reaktor einer neuen Generation in Großbritannien. Der Bau ist für 2031 geplant, der Bau der zweiten Anlage namens Hinkley Point C in Somerset wird durch das französische Energieunternehmen EDF vollzogen. Der französische Energiekonzern baut Hinkley und wird voraussichtlich auch Sizewell bauen, berichtete das Fachportal The Conversation am Freitag. Die britische Regierung scheint bereit zu sein, das erhebliche finanzielle Risiko dieser Projekte zu tragen.
Währenddessen organisiert die Gewerkschaft Unite Arbeitskämpfe an einem anderen Standort der Atomindustrie. Gewerkschaftsmitglieder in Sellafield werden demnächst aufgrund eines langjährigen Streits um Sondervergütungen über Streikmaßnahmen abstimmen, gab Unite in einer Aussendung am Donnerstag bekannt. Die Gewerkschaft wirft den Betreibern des Kernkraftwerks Cumbria vor, Anträge auf »standortspezifische Zulagen« für Mitarbeiter von Hochtechnologieprojekten abgelehnt zu haben. Streikmaßnahmen würden zu einem Stillstand der Arbeiten im Kernkraftwerk führen, wurde erklärt. Unite fordert Verhandlungen, doch der Betreiber Sellafield Ltd. blockt ab: Die Betroffenen seien nicht direkt am Standort beschäftigt.
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