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Aus: Ausgabe vom 14.06.2025, Seite 8 / Ansichten

Geschützte Minderheit des Tages: Französische Milliardäre

Von Hagen Bonn
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Milliardär Bernard Arnault (26.1.2023)

Kennen Sie den Franzosen Bernard Arnault? Und wieso nicht, wenn ich fragen darf? Sicher hegen Sie Vorurteile gegen … nun ja, Besserbetuchte, Reiche, Finanzmagnaten, Geldadel oder Rockefäller. Der blanke Neid, sage ich da nur. Missgunst. Fakt ist, der Mann und seine Familie halten ein Vermögen von umgerechnet 178 Milliarden US-Dollar. Na und? Was kann denn Monsieur Arnault dafür? Glauben Sie, der hat sich das ausgesucht? Freiwillig? Jeden Tag Dom Pérignon (die Flasche 1.614 Euro) saufen, Trüffel fressen und mit einer Superjacht im Hafen von Marseille liegen – wie öde. Wie gern würde der mal Currywurst mampfen oder ganz entspannt durch die Regalreihen der Billigdiscounter schlendern oder in einem Ein-Euro-Geschäft die Preise vergleichen. So sieht’s nämlich aus! Und jetzt das: Er und seine Milliardärskumpel sollen zwei Prozent Steuern zahlen, nur weil sie sind, was sie sind: Onkel Dagobert. Da klingeln bei mir alle Diskriminierungsglocken. Zwei Prozent von 178 sind laut meiner KI fette 3,56 Milliarden US-Dollar. Irre. Die Nationalversammlung in Paris muss den Verstand verloren haben (wobei seit dem Ableben von Marat und Robespierre ohnehin schon nicht mehr viel davon übrig war). Aber ehrlich, stellen Sie sich einmal vor, ganz praktisch, jemand will Ihnen knapp vier Milliarden Dollar wegnehmen. Einfach so. Jaja, das klingt jetzt nicht mehr so witzig, oder? Aber Frankreich ist eine Demokratie. Und jede anständige Demokratie hat ein Palais du Luxembourg. Da hockt der Senat Frankreichs. Und Senate sollte man nicht unterschätzen. Caesar könnte da Geschichten erzählen, wenn er noch äh … lebte. Aber zur Sache: Der Senat lehnte den Gesetzentwurf für die »Mindeststeuer« von zwei Prozent am Freitag ab. Puh, das ging ja noch mal gut.

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