Mission erfüllt
Von Jörg Kronauer
Die Transformation ist abgeschlossen: Seit Freitag ist der Einsatz russischer Söldner der »Gruppe Wagner« in Mali Geschichte. An ihre Stelle ist nun vollständig das vom russischen Verteidigungsministerium direkt kontrollierte »Afrikakorps« getreten. Dies teilten die beiden Organisationen unabhängig voneinander auf Telegram mit. »Wagner hat seine Mission in Mali beendet«, hieß es bei der Söldnerfirma; man habe malischen »Patrioten« geholfen, »eine starke und disziplinierte Armee« zu schaffen und sämtliche Provinzhauptstädte wieder unter Kontrolle zu bringen. Nun verlasse man das Land. Beim »Afrikakorps« wiederum hieß es, man danke den »Wagner-Kriegern«, die »mehr als drei Jahre an der Seite der malischen Bevölkerung gegen die Terroristen gekämpft« hätten. Mit der Übernahme der Aktivitäten in Mali stelle man nun die russische Unterstützung für Bamako »auf ein breiteres Fundament«. Beobachter wiesen darauf hin, dass Russland im Januar erstmals mehr als 100 gepanzerte Fahrzeuge nach Mali geliefert hatte.
Moskau hatte sich schon seit geraumer Zeit bemüht, die Überführung der »Wagner«-Aktivitäten in eine Stationierung des »Afrikakorps«, das nach Aufstand und Tod des »Wagner«-Gründers Jewgeni Prigoschin geschaffen worden war, auch in Mali umzusetzen. Bamako hat dabei offenbar gebremst. Die größeren Freiräume, die die »Wagner«-Söldner genossen, wurden von den malischen Militärs wohl als für sie vorteilhaft eingeschätzt. Ende 2024 setzte sich Moskau allerdings durch, entsandte die ersten 200 Militärs des »Afrikakorps« und stockte das Kontingent in den folgenden Monaten auf. Jetzt ist die Übergabe, bei der nach Berichten viele in Mali operierende »Wagner«-Söldner lediglich in die Reihen des »Afrikakorps« wechselten, vollständig vollzogen. Westliche Beobachter im Sahel spekulieren, der Schritt werde den Schwerpunkt der russischen Maßnahmen in Mali hin zu intensiverer militärischer Ausbildung verschieben. »Wagner«-Söldner hatten an vielen Operationen selbst teilgenommen, etwa an der Rückeroberung der Tuareg-Hochburg Kidal im November 2023.
Der Stabwechsel in Mali erfolgt zu einem heiklen Zeitpunkt. Im gesamten Sahel haben in den vergangenen Wochen Dschihadisten – der Al-Qaida-Ableger JNIM sowie der Sahelableger des »Islamischen Staats« – zahlreiche neue Anschläge und Angriffe auf Armeestützpunkte verübt. In Mali überfielen JNIM-Terroristen zunächst am 1. Juni einen Armeestützpunkt in Boulikessi im Zentrum des Landes. Dabei kamen mindestens 30, womöglich deutlich mehr Soldaten zu Tode. Einigen Berichten zufolge mussten die malischen Streitkräfte sich sogar aus dem Stützpunkt zurückziehen. Am 2. Juni folgte ein JNIM-Angriff auf eine Militärbasis in Timbuktu, der aber laut offiziellen Angaben zurückgeschlagen werden konnte. Am 5. Juni schließlich griffen Dschihadisten – Berichten zufolge mehr als 50 – einen Armeestützpunkt in Mahou im Süden des Landes an, auch dabei kamen mehrere Soldaten zu Tode. Anwohner wurden mit der Aussage zitiert, auch in Mahou hätten sich die Soldaten zeitweise aus dem Stützpunkt zurückziehen müssen, was es den Dschihadisten erlaubt habe, sich dort Waffen anzueignen. Für größere Unruhe sorgt auch, dass zuletzt mehrere Überfälle von Dschihadisten in Benin gemeldet wurden. Benin grenzt im Südosten an Burkina Faso und im Südwesten an Niger, es gehörte bisher nicht zum Kerngebiet dschihadistischer Angriffe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Coordination of Azawad Movements/Handout via REUTERS20.09.2024
Angriff abgewehrt
- Balima Boureima/Anadolu/picture alliance25.07.2024
Problemfall der Weltherrschaft
- Vincent Bado/REUTERS06.07.2024
Zeitenwende in Afrika
Mehr aus: Ausland
-
Gegen Aufrüstung
vom 10.06.2025 -
Preis der Angst
vom 10.06.2025 -
»Madleen« auf hoher See entführt
vom 10.06.2025 -
Geplünderte Weltmeere
vom 10.06.2025 -
Anschlag auf Opposition
vom 10.06.2025 -
Eine Handtasche zuviel
vom 10.06.2025 -
Untersuchung zum Gazakrieg
vom 10.06.2025