Wertewahrer des Tages: Pete Hegseth
Von Felix Bartels
Was amerikanisch ist, weiß der rote Teil der USA ganz genau: auf keinen Fall die eigenen Schandflecken bewältigen. Im zurückliegenden Vorwahlkampf etwa hat Ron DeSantis angekündigt, kritische Darstellungen der Sklaverei aus den Lehrplänen zu tilgen. Man sollte sich sein Land nicht von dessen Geschichte kaputtmachen lassen. Auch das 2022 verabschiedete Don’t-say-gay-Gesetz war ein Foreshadowing der Kulturkampfwalze, die die Republikaner seit Machantritt in Washington angeworfen haben.
Verteidigungsminister Pete Hegseth weiß desgleichen, was Amerika ausmacht. So will er nun ein Versorgungsschiff der US-Marine umbenennen lassen, das den Namen eines homosexuellen Bürgerrechtlers trägt. »Harvey Milk« heißt es, man erinnert sich vielleicht an das 2008 erschienene Biopic »Milk« mit Sean Penn in der Hauptrolle. Milk hatte als Tauchoffizier in der Navy gedient. Als herauskam, dass er schwul ist, wurde er unehrenhaft entlassen. Später kämpfte er im Stadtrat und auf den Straßen San Franciscos für Rechte von Homosexuellen. 1978 wurde er von einem politischen Konkurrenten erschossen. Auf das milde Urteil folgende Unruhen nahm die Polizei zum Anlass, so richtig durchzugreifen.
Die Entfernung des Namens entspricht der regierungsamtlichen Policy, die »Kriegerkultur« des US-Militärs wiederherzustellen. Schwule, muss man wissen nämlich, sind nicht nur unamerikanisch, sondern auch unmilitärisch. Vor Monaten schon hatte der militärische Laie Hegseth in einem Strategiepapier die Leitlinien skizziert. Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt wurden dort als »unvereinbar mit den Werten« des Pentagon eingestuft. Bei Fox News gab er an, man müsse zu den »Wurzeln« des Militärs zurückzukehren.
Die Regierung allerdings wird dieses Ziel nicht ganz erreichen, solange sie nicht, wie von Trump angekündigt, auch in Panama einmarschieren lässt.
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