Noch einmal den Pott stemmen
Von Sören Bär
Alles auf einen Schlag: Bereits zum zehnten Mal seit 2016 wurden alle 21 Pokalendspiele der Landesverbände des Deutschen Fußballbundes (DFB) kompakt vor dem um 20 Uhr angepfiffenen DFB-Pokalfinales ausgetragen. Dazu gab es die üblichen achtstündigen Konferenzschaltungen ab 12 Uhr im Ersten. Die Idee hatte den Landespokalfinalspielen zu überregionaler Strahlkraft verhelfen sollen. Der Titel »Finaltag der Amateure« ist allerdings so unzutreffend wie unattraktiv. Zum einen krönten sich am vergangenen Sonnabend fast ausnahmslos reine Profiteams zu Landespokalsiegern. Zum anderen ist das Wort »Amateure« negativ konnotiert, wie »Dilettanten« – eine klare Abwertung. Dass Dilettantismus in erster Linie an den Schaltstellen des größten Sportverbandes der Welt herrscht, zeigt die Akquisition der Bundeswehr für die diesjährige Auflage: Als neuer »strategischer Partner« darf sich die Armee als »attraktiver Arbeitgeber« präsentieren.
Den Cupgewinnern winkt neben der Trophäe auch der lukrative Startplatz in der ersten Runde des DFB-Pokals 2025/2026, welcher 2024 mit 209.453 Euro versüßt wurde. Eine der hochkarätigsten Finalpaarungen war die sächsische Begegnung zwischen dem neuen Meister der Regionalliga Nordost 1. FC Lokomotive Leipzig und dem Drittligisten FC Erzgebirge Aue vor 12.154 Zuschauern im ausverkauften Bruno-Plache-Stadion in Leipzig-Probstheida. In einer spannenden Partie auf Augenhöhe, in der Torchancen rar waren und intensive Mittelfeldduelle dominierten, spielten die Konkurrenten eher respektvoll als mit offenem Visier. Wohl wissend, dass der erste Treffer die Entscheidung bedeuten könnte, glänzten vorwiegend die Abwehrreihen sowie die Tormänner Niclas Müller (Lok) und Martin Männel (Wismut). Nach torlosen 120 Minuten musste das Elfmeterschießen entscheiden. Die ersten fünf Schützen beider Klubs trafen ausnahmslos. Dann machte es Niclas Müller seinem berühmten Namensvetter René nach und parierte den Schuss von Tim Hoffmann. Adrian Kireski verwandelte zum 6:5 und versetzte die Lok-Fans in Ekstase. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche stemmte Kapitän Djamal Ziane einen großen Pott. Nun hat Lok die Gelegenheit, die Saison in den Aufstiegsspielen gegen den TSV Havelse am kommenden Mittwoch und Sonntag mit dem Aufstieg in die dritte Liga zu krönen.
Der BFC Dynamo stellte sich gewissenhaft auf das Finalmatch im Berliner Pokal gegen Oberliga Nord-Spitzenreiter Eintracht Mahlsdorf ein, um eine wechselhafte Spielzeit mit einem Titelgewinn erfolgreich abschließen zu können. Nach zwei Trainerwechseln bereitete der BFC unter Dennis Kutrieb im letzten Viertel der Regionalligasaison seinen treuen Fans mit engagierten Auftritten Freude: 7.000 Anhänger begleiteten den DDR-Rekordmeister ins mit 8.400 Besuchern ausverkaufte Mommsenstadion. Gegen den von Karsten Heine trainierten ambitionierten Opponenten sicherte sich Dynamo konzentriert einen 2:0-Arbeitssieg und damit den Startplatz im DFB-Poka. Henry Jon Crosthwaite (21.) und Kevin Lankford (78.) trafen. Mahlsdorf könnte sich am kommenden Wochenende mit dem Aufstieg in die Regionalliga schadlos halten.
Während der Hallesche FC den starken 1. FC Lok Stendal im sachsen-anhaltinischen Endspiel im heimischen Leuna-Chemie-Sportpark mit Ach und Krach durch einen Lucky Punch von Elias Lorenz in der fünften Minute der Nachspielzeit mit 1:0 niederhielt, sah Mecklenburg-Vorpommern das einseitigste Finale: Der FC Hansa Rostock schlug den sechstklassigen SV Pastow in Waren (Müritz) mit 7:0 und holte die in der dritten Liga um einen Rang verpasste DFB-Pokal-Qualifikation überzeugend nach. Den 1. FC Lok, den BFC, den HFC und Hansa eint die Hoffnung auf einen zugkräftigen Kontrahenten, wenn am 15. Juni die erste DFB-Pokalrunde ausgelost wird.
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