Freiheit mit Karies
Von Marc Püschel
Der US-amerikanische Bundesstaat Utah hat ein Gesetz verabschiedet, das die Zugabe von Fluorid ins Trinkwasser untersagt. Das Verbot trat am 7. Mai in Kraft. Es ist ein wichtiger Präzedenzfall, denn in zahlreichen anderen Staaten, darunter Tennessee, Ohio und South Carolina, werden ähnliche Gesetze diskutiert. Florida steht kurz davor, ein vergleichbares Verbot zu erlassen.
In den USA setzen seit den 1950er Jahren kommunale Wasserversorger Fluorid zu. Der Mineralstoff wirkt festigend auf Zähne sowie Knochen und dient daher zur Kariesprophylaxe, weswegen die meisten Zahnpasten Fluorid enthalten. Es kommt auch im Grundwasser vor, allerdings schwankt der Gehalt regional stark, durch die Zugabe werden diese Unterschiede künstlich ausgeglichen. Laut den Centers for Disease Control and Prevention erhielten im Jahr 2022 63 Prozent der US-Bürger mit Fluorid versetztes Wasser.
Dem republikanischen Gouverneur von Utah, Spencer Cox, zufolge handelt es sich dabei um »Zwangsmedikation durch die Regierung«. Wissenschaftler und Zahnarztverbände protestieren gegen das Verbot. Der neue US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy dagegen lobte den Bundesstaat für die Entscheidung. Kurz nach seinem Dienstantritt hatte Kennedy behauptet, Fluorid sei »Industrieabfall«, dessen Einnahme den Intelligenzquotienten (IQ) von Kindern mindere. Doch wissenschaftliche Studien haben keinen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Fluorid und dem IQ festgestellt.
Eine dauerhaft zu hohe Aufnahme von Fluorid kann zwar in der Tat zu Zahn- und Knochenschäden führen. Dies ist etwa der Fall bei einer Aufnahme von Trinkwasser mit mehr als drei Milligramm Fluorid pro Liter. Kleinkinder sollen höchstens 1,5 Milligramm am Tag zu sich nehmen. Die gegenwärtig empfohlene Konzentration in den USA, an der sich auch die Wasserversorger orientieren, liegt allerdings bei nur 0,7 Milligramm pro Liter.
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