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Aus: Ausgabe vom 10.01.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Brände in Los Angeles

L. A. kürzt Feuerwehrbudget, jetzt brennt es

Gefangene im Einsatz bei Brandbekämpfung. Für ein Taschengeld setzen sie ihr Leben aufs Spiel
Von Susanne Knütter
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Seit 2007 hat es in den USA 15 besonders verheerende Brände gegeben. 14 davon ereigneten sich in Kalifornien. In dem Bundesstaat ist der Mangel an Feuerwehrleuten, der landesweit zu verzeichnen ist, also besonders akut, berichtete L. A. Times letzten Juli. Dennoch hat Los Angeles im vergangenen Jahr das Budget für die Feuerwehren besonders stark gekürzt.

Im 12,8-Milliarden-Dollar-Haushalt seien die Mittel für die Feuerwehr um mehr als 17,5 Millionen Dollar gekürzt worden. Das sind etwa zwei Prozent des Vorjahreshaushalts. Im Vergleich der Kürzungen, von denen die meisten städtischen Behörden betroffen sind, ist die beim Fire Department (LAFD) die zweitgrößte im Haushalt von L. A. für 2024–25. Aufgestockt wurden die Mittel hingegen bei der städtischen Polizei (LAPD). Insgesamt beansprucht das LAFD sechs Prozent des Stadtbudgets, das LAPD dagegen 15 Prozent, wie die New York Post am Mittwoch berichtete.

Nun brennt es wieder in Kalifornien, diesmal in den reichen Bezirken von Los Angeles und die Agenturen berichten ausführlich von den Schicksalen der Stars. Das Haus von »Harry und Sally«-Star Billy Crystal in Pacific Palisades ist abgebrannt, Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis musste ihr Haus verlassen. Steve Guttenberg half der Polizei und Feuerwehr, Menschen zu retten. Das hatte er vielleicht seinerzeit bei den Dreharbeiten zu »Police Academy« gelernt.

Von der Schule eines Großteils der Feuerwehrleute berichteten die deutschsprachigen Agenturen nicht. Etwa 30 Prozent von ihnen sind Gefangene. Sie sind Teil des Conservation (Fire) Camp Program, wie das Programm für Inhaftierte offiziell genannt wird. In 35 Naturschutzlagern des Bundesstaates, Einrichtungen mit minimaler Sicherheitsstufe, betreiben sie das ganze Jahr über Projekte zur Brennstoffreduzierung. Bei Bränden stellen sie sich den vorrückenden Flammen in den Weg. Manchmal um den Preis ihres eigenen Lebens. Pro Tag erhalten die Häftlingsfeuerwehrleute nach Angaben der L. A. Times in der Regel zwischen 5,80 und 10,24 Dollar von der Strafvollzugsbehörde und einen zusätzlichen Dollar pro Stunde von der kalifornischen Behörde für Forstwirtschaft und Brandschutz, wenn sie bei einer Katastrophe eingesetzt werden. Business Insider sprach am Donnerstag von 27 Dollar für eine 24-Stunden-Schicht.

Und auch bei diesen »Freiwilligen« zeichnet sich Mangel ab. Aufsichtsbehörden des L. A. County beklagten im Juni Kürzungen des Programms. In der Vergangenheit hatten Gefängnisreformen, bei denen die Strafmaße für leichte Straftaten gelockert wurden, zu einem Rückgang des Nachschubs an »inmate firefighters« beigetragen. In der Pandemie reduzierten die Strafvollzugsbehörden die Anzahl der Teilnehmer noch einmal. Im Jahr 2005, auf dem Höhepunkt des Programms, gab es nach Angaben der staatlichen Strafvollzugsbehörde 4.250 Inhaftierte, die als Feuerwehleute in den Camps arbeiteten. Zu den Teilnehmern des Programms gehören auch Hilfskräfte wie Köche, Pfleger und Wartungspersonal. Am 2. Juli waren es noch 1.760 Teilnehmer.

Die Ansprüche an die Lebensretter aber sind nicht geringer geworden. So fragte etwa Keith Wasserman, Mitbegründer der Immobilieninvestmentfirma Gelt Venture Partners, am Dienstag auf X: »Kennt irgend jemand private Feuerwehrleute, die unser Haus in Pacific Palisades schützen können? (…) Preis spielt keine Rolle.« Medienberichten zufolge sind rund 130.000 Menschen auf der Flucht, mehr als 1.000 Gebäude wurden zerstört und fünf Menschen starben.

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