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Aus: Ausgabe vom 30.11.2024, Seite 2 / Ausland
Sahel

Tschad wird souverän

Schwindender französischer Einfluss: Sahelstaat kündigt Militärabkommen
Von Jörg Kronauer
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Auch den letzten Verbündeten konnte Frankreich nicht halten: Idriss Déby zu Besuch bei Macron in Paris (21.6.2023)

Der Tschad, der letzte Verbündete Frankreichs im Sahel, kündigt seinen Vertrag über die Militärkooperation mit der ehemaligen Kolonialmacht. Dies teilte die Regierung des Landes am Donnerstag wenige Stunden nach einem Treffen von Präsident Idriss Déby mit Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena mit. Paris müsse zur Kenntnis nehmen, dass seine einstige Kolonie »groß und reif geworden ist«, »ein souveränes Land und sehr auf seine Souveränität bedacht«, erklärte Außenminister Abderaman Koulamallah nach der Zusammenkunft mit Barrot. Der Tschad werde seine außen- und militärpolitischen Beziehungen künftig eigenständig und nach eigenen Interessen gestalten.

Dass der Tschad sich neu orientieren würde, war bereits seit geraumer Zeit klar zu erkennen. Im Januar hatte ein Besuch von Präsident Déby in Moskau Schlagzeilen gemacht; dort war er von Wladimir Putin persönlich empfangen worden. Im Juni hatte Außenminister Sergej Lawrow in N’Djamena der Einweihung einer Maison Russe (Russisches Haus) beigewohnt. Die tschadischen Streitkräfte sind dabei, ihre Rüstungskäufe wie auch ihre Militärkooperationen zu diversifizieren: Die Türkei etwa liefert Erdkampfflugzeuge und Drohnen, und der Erwerb weiterer Drohnen mit Hilfe der Vereinigten Arabischen Emirate ist im Gespräch. Damit könnten die Streitkräfte künftig bewaffnete Aufstände gegen den äußerst repressiv herrschenden Déby-Clan, bei deren Niederschlagung sie sich bislang auf die in N’Djamena stationierten französischen Rafale-Jets gestützt hatten, eigenständig bekämpfen. Davon abgesehen will Ungarn, das einen Ausbau seiner Beziehungen zum Tschad anstrebt – offiziell zur Flüchtlingsabwehr –, bis zu 200 Soldaten entsenden.

Die Kündigung des Abkommens über die Militärkooperation ist für Frankreich ein schwerer Schlag. Zwar betont Tschads Außenminister Koulamallah, man wolle – anders als etwa Niger – keinen vollständigen Bruch mit Frankreich. Allerdings ist unklar, ob sich das lediglich auf die Wirtschaftskooperation bezieht oder auch eine – reduzierte – militärische Zusammenarbeit umfasst. Öffentlich auf einen Abzug der französischen Truppen aus seinem Land festgelegt hat sich am Donnerstag Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (30. November 2024 um 10:10 Uhr)
    Der Tschad wird souverän, und das ist gut so. Doch langsam könnte man Frankreichs Souveränität infrage stellen – angesichts der fehlenden eigenen Währung und der Flut von EU-Gesetzen.

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