»Massive wirtschaftliche Interessen«: Schwerste Brände in Brasilien seit 14 Jahren
Manaus. In Brasilien wüten seit Jahresbeginn die schwersten Brände seit 14 Jahren. Landesweit wurden bis Ende September 210.208 Brände registriert gegenüber 111.895 im selben Vorjahreszeitraum, wie aus Daten des für die Satellitenüberwachung zuständigen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) hervorgeht. Das ist ein Anstieg um 87 Prozent und der höchste Wert für diesen Zeitraum seit 2010. Besonders betroffen bleiben der Amazonas-Regenwald, die Feuchtsavannen im Südosten Brasiliens (Cerrado) und das weltweit größte tropische Feuchtgebiet (Pantanal). Vom 1. Januar bis 30. September 2024 stieg die Zahl der registrierten Brände im Amazonas um 80 Prozent an gegenüber demselben Vorjahreszeitraum, im Cerrado um 86 Prozent und im Pantanal sogar um 1.427 Prozent. »Hauptsächliche Treiber der Feuer sind gezielte Brandstiftungen. Jahr für Jahr wird wertvoller Wald vor allem für Sojaplantagen und Rinderweiden abgefackelt«, sagt der Lateinamerika-Experte der Umweltschutzorganisation WWF, Roberto Maldonado. Amazonas, Pantanal und Cerrado »stehen in Flammen, weil es massive wirtschaftliche Interessen gibt. Mit hoher krimineller Energie werden Regenwald, Savannen und Feuchtgebiete zerstört.«
Von Juni bis Oktober ist in Brasilien Waldbrandsaison. Meist werden zunächst die Bäume gefällt und die abgeholzten Flächen dann in Brand gesteckt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Soja-Anbau zu schaffen. Geraten diese Feuer außer Kontrolle, können riesige Flächenbrände entstehen. Verschärft wird die Lage in diesem Jahr zudem von einer schweren Dürre. Die Flammen bedrohen dabei auch zunehmend die Lebensräume indigener Gemeinschaften. Im größten indigenen Territorium Kadiwéu im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul hat es dieses Jahr bereits auf knapp 63 Prozent gebrannt.
Auch in anderen Ländern Südamerikas wie Bolivien, Ecuador, Peru oder Argentinien brennen die Wälder. Den seit Jahresbeginn größten prozentualen Anstieg an Bränden erlebt derzeit Bolivien: Bis Ende September gab es über 76.700 Brandherde - ein Anstieg von 306 Prozent gegenüber demselben Vorjahreszeitraum. Die Regierung hatte deshalb am Montag den nationalen Katastrophenzustand erklärt, um weitere finanzielle Mittel zur Bekämpfung der Brände bereitzustellen. (dpa/jW)
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