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Aus: Ausgabe vom 27.08.2024, Seite 5 / Inland
Streik bei Discover Airlines

Streik gegen Tarifvertrag

Bei der Lufthansa-Tochter Discover machen Piloten- und Kabinengewerkschaft gegen den Tarifabschluss von Verdi mobil
Von Gudrun Giese
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Der Gewerkschaftsstreit bei der Lufthansa-Tochter Discover Airlines eskaliert. Ab diesem Dienstag haben die Spartengewerkschaften UFO und Vereinigung Cockpit (VC) zu einem viertägigen Streik aufgerufen. Mit dem Arbeitskampf des Kabinen- und Cockpitpersonals ist zugleich die Kritik an einem erst vor zweieinhalb Wochen von Verdi für beide Beschäftigtengruppen abgeschlossenen Tarifvertrag verbunden. UFO- und VC-Funktionäre kritisieren die Dienstleistungsgewerkschaft nicht für die Inhalte des Tarifvertrages, die den eigenen Forderungen weitgehend entsprechen, sondern den Abschluss an sich.

Das Lufthansa-Management habe sich mit Verdi den Tarifpartner ausgesucht, der ihm am besten gepasst hätte. Doch die Gewerkschaft habe im Flugbetrieb nicht ausreichend viele Mitglieder, so die Kritik. So gelten die Tarifvereinbarungen über die Entgelterhöhungen nun zwingend für Verdi-Mitglieder bei Discover, wobei Unternehmen das Plus üblicherweise allen Beschäftigten zukommen lassen. »Hier wird das Geld, das auf alle verteilt werden müsste, nur an diejenigen gegeben, die in die Gewerkschaft eintreten, die der Arbeitgeber für sie ausgesucht hat«, kritisierte UFO den Abschluss in einer Erklärung wider besseres Wissen.

Seit Monaten hätten UFO und VC mit der Discover-Geschäftsleitung über den Abschluss von Tarifverträgen verhandelt, die es in dem 2021 gegründeten Unternehmen noch nicht gab. Nach eigener Aussage standen sie kurz vor einer Tarifeinigung, als Verdi ihnen in die Quere kam. Cockpit- und VC-Vertreter vermuten dahinter die Absicht des Lufthansa-Konzerns, so die mitgliederstärkeren Spartenorganisationen zu schwächen. Der von Dienstag bis Freitag dauernde Streik soll die Forderung nach eigenen Tarifverträgen untermauern. Bei der Ferienfluggesellschaft Discover arbeiten an Bord der insgesamt 27 Flieger, die von München und Frankfurt am Main aus zu Urlaubszielen in Europa und Übersee starten, rund 1.900 Menschen. Wer von ihnen bei welcher Gewerkschaft organisiert ist, wird öffentlich nicht kommuniziert.

Verdi hatte am 9. August die Details der Tarifverträge für das Cockpit- sowie Kabinenpersonal bei Discover Airlines bekannt gemacht. Für die 500 Piloten und Kopiloten seien die zum Jahresanfang bereits erhöhten Gehälter nun tariflich gesichert. Außerdem sei künftig eine jährliche Entgeltsteigerung um fünf Prozent vereinbart worden. Insgesamt ergebe das ein Plus von mindestens 15,7 Prozent, teilte die Gewerkschaft mit. Die rund 1.400 Kabinenbeschäftigten, die zum Jahresanfang noch leer ausgegangen waren, bekämen tariflich vereinbarte 450 Euro mehr pro Monat und ab 2025 ebenfalls fünf Prozent mehr pro Jahr. Das gesamte Volumen der Erhöhung liege zwischen 34,1 und 38,4 Prozent.

Leitende Flugbegleiter an Bord erhielten zudem eine um 40 Prozent höhere Zulage. »Das waren harte und intensive Verhandlungen, aber sie haben sich gelohnt!« kommentierte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Die Gewerkschaft hätte die »langersehnte und zwischenzeitlich ins Stocken geratene Tarifierung bei Discover Airlines durchgesetzt«. Das Ergebnis könne sich sehen lassen, liege es doch deutlich über den Forderungen, die zuvor öffentlich erhoben worden seien, was als Seitenhieb in Richtung UFO und VC zu verstehen war.

Neben den monatlichen Entgeltsteigerungen hat Verdi für beide Berufsgruppen der Airline noch eine jährliche Sonderzahlung in Höhe eines 13. Monatsgehalts vereinbart, zwölf zusätzliche freie Tage im Jahr, höhere Zulagen, weniger Eingriffsmöglichkeiten durch das Unternehmen in die Dienstpläne, Krankengeldzuschüsse und Regelungen, die die Dienstpläne stabilisieren. Für Entgelt- sowie Manteltarifverträge wurde eine Laufzeit bis Ende 2027 ausgehandelt. Außerdem soll zeitnah eine betriebliche Altersvorsorge und finanzielle Absicherung bei Verlust der Flugerlaubnis abgeschlossen werden. Trotz dieser Tarifabschlüsse hatten sich die Mitglieder von UFO und VC in getrennten Urabstimmungen für den viertägigen Streik ausgesprochen.

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