Dein Freund, der Baum? Eichen sollst du weichen
Von Marc HieronimusWenn Messgeräte geeicht, also vom Eichamt kalibriert werden, hat das nichts mit dem Baum, sondern mit dem lateinischen aequus (gleich) zu tun. Es würde aber passen. Die Eiche ist standhaft, zuverlässig und zweifellos der deutscheste aller Bäume, wie ja auch das Regeln und Messen etwas Teutonisches hat: DIN ist bekanntlich nicht das Dänische oder Dschibutische, sondern das Deutsche Institut für Normung.
Das (ebenfalls sehr) Deutsche Baumarchiv stuft Eichen ab einem Umfang von 7,5 Metern als national bedeutsam ein. Zwischen Flensburg und Passau erfüllen aber nur 80 Bäume dieses Kriterium. Die größte ist die sogenannte Kattholzeiche in Perdöl im Kreis Plön/Schleswig-Holstein mit einem Umfang von mehr als 13 Metern. Das Naturdenkmal ist mit geschätzt rund 400 Jahren noch jung. Wenn man sie lässt und je nach Sorte werden Eichen durchschnittlich 500 bis 800 Jahre alt, mehr als 1.000jährige Exemplare sind aber auch bekannt. Da bleibt der wilden Sau genügend Zeit zum Sich-dran-Schrubben.
Ähnlich respektlos benimmt sich auch die Raupe des Eichenprozessionsspinners. Nicht aus Ehrfurcht oder religiöser Verzückung, sondern weil sie gerne Artgenossen vor und hinter sich hat, kriecht sie, einmal ihren Wirtsbaum kahlgefressen, Kirchgängern gleich zum nächsten. Raupsauger und Fressfeinde mit Verdauungstrakten aus mindestens Teflon gebieten dem auf Menschenhaut schmerz- und dauerhafte Pusteln verursachenden Tier Einhalt.
Im Alternativglauben (früher: Aberglauben) werden Eichen für Feuer- und anderen Wetterzauber genutzt, weil sie Blitze anziehen. Darum soll man noch heute im Gewitter Buchen suchen und vor Eichen weichen – wenn diese botanisch auch paradoxerweise zu jenen zählen. Eichen schützen angeblich auch vor manchem Zauber und sind gut für und gegen allerlei Wehwehchen und Gebresten. Werden deshalb Ehrenzeichen der Bundeswehrmacht mit Eichenlaub noch kostbarer? Stolz und mannhaft, wer sich so eins ans Revers heften kann, bevor man ihn in die Eichenkiste legt. Der letzte Wagen ist immer ein Kombi.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (25. Juli 2024 um 23:51 Uhr)... und ich dachte immer, der deutscheste Baum sei die Linde. Und DIN hat unter IEC und ISO auch stark gelitten, wie die Eiche unterm Spinner. Wenn ich an meine Nürnberger Zeit vor fünfhundert Jahren zurückerinnere, als die Zeidler als einzige bewaffnete Zunft in den Reichswald ziehen durften und den Bären den Honig in den Eichen streitig machten, da war die Welt noch in Ordnung. Der Bär war der Feind, der Wald aus Eiche und der Lorenz (fast) frisch geröstet. Im heutigen Steggerleswald gibt es keinen Bären und keine Eiche mehr, alles voll mit Kiefern. Wie lange noch?
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