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Aus: Ausgabe vom 02.05.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Klimakrise

Hitzetote und Ernteausfälle

»Historische Hitzewelle« trifft Süd- und Südostasien. Vor allem arme Bevölkerung leidet unter Folgen des Klimawandels
Von Thomas Berger
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In der Hauptstadt Manila haben die Behörden Wasserbecken zur Abkühlung aufgestellt (8.4.2024)

Es sind ungewohnte Bilder von den Philippinen: In Tondo und anderen Armenvierteln der Hauptstadt Manila spielen derzeit Kinder in mobilen Wasserbecken, die die Behörden zur Abkühlung aufgestellt haben. Andernorts vertrocknet in der Mittagsglut die Ernte auf den Feldern.

Bereits im Jahr 2023 war etwa zur gleichen Zeit von einer »Jahrhunderthitze« die Rede, unter der weite Teile Süd- und Südostasiens litten. Doch was die Länder der Region seit diesem April erleben, bricht sogar die damaligen Rekorde. Der renommierte Klimatologe Maximiliano Herrera sprach gegenüber dem Guardian Anfang April deshalb von einer »historischen Hitzewelle«. Auch andere Wissenschaftler registrieren die aktuelle Situation mit Sorge, wenn auch nicht mit Verwunderung. Denn dass sich die Auswirkungen des Klimawandels im gesamten Südgürtel Asiens weitaus drastischer zeigen als in anderen Weltregionen, ist schon seit längerem bekannt.

Am härtesten hat es dieses Mal wohl die Philippinen getroffen. Wegen der extremen Hitzewelle musste die Regierung in dieser Woche mehr als 7.000 Schulen im ganzen Land schließen und den Unterricht vom Klassenzimmer ins Internet verlegen. Die Schülerinnen und Schüler dürften sich unangenehm an die gerade überstandene Coronazeit erinnert fühlen – das Land hatte wegen der Pandemie einen der weltweit längsten Lockdowns im Schulwesen. Außerdem ist Onlineunterricht keine wirkliche Lösung: Bei vielen Kindern ist es aufgrund der ärmlichen Wohnverhältnisse zu Hause oft noch heißer als in den Schulgebäuden, wo es richtige Wände gibt und vielleicht hier und da ein Ventilator läuft. Mangels Internetzugang sind zudem Abertausende Mädchen und Jungen vom Fernunterricht ausgeschlossen.

Die Temperaturen liegen derzeit oft über 40 Grad Celsius, aber schon darunter gibt es erhebliche Probleme. Eine Umfrage unter 8.000 Lehrkräften in Manila hat ergeben, dass bereits im März 87 Prozent der Kinder unter Hitzeproblemen litten, berichtete das singapurische Portal Channel News Asia. Die linke Lehrergewerkschaft Alliance of Concerned Teachers (ACT) in der Hauptstadtregion hatte die Umfrage durchgeführt, bei der drei Viertel der Befragten die Temperatur in den Klassenzimmern als »unerträglich« bezeichneten.

Auch in Myanmar ist die Lage derzeit sehr angespannt. Unter der extremen Hitze leiden vor allem die mehr als 2,6 Millionen Binnenflüchtlinge, die aufgrund des faktischen Bürgerkriegs im Land unter widrigsten Bedingungen leben. In Indonesien meldete die Regierung bereits gravierende Auswirkungen auf die kommende Reisernte – ähnliche Ernteausfälle zeichnen sich auch in anderen südostasiatischen Ländern wie Vietnam ab.

Was das Thermometer rein faktisch anzeigt, ist zudem das eine – das andere ist die gefühlte Temperatur. Laut Hitzeindex (HI) kletterte etwa die »tatsächlich wahrgenommene Umgebungstemperatur« in der thailändischen Hauptstadt Bangkok am vergangenen Donnerstag auf 50,2 Grad Celsius. Das sei akut gesundheitsgefährdend, insbesondere für Ältere, Kleinkinder oder Menschen mit Vorerkrankungen, hieß es von den Behörden, die allein in diesem Jahr schon mindestens 30 Hitzetote registrierten. Ähnlich dramatisch sieht es im Osten Indiens aus, wo in den Unionsstaaten Andhra Pradesh, Odisha und Telangana vergangene Woche bis zu 45 Grad registriert wurden.

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