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Aus: Ausgabe vom 05.04.2024, Seite 1 / Ausland
Krieg gegen Gaza

Getötet durch Hunger und KI

Kaum noch Nahrung in Gaza. Israel »erlaubt« Opfer unter Zivilisten mit Programm zur Zielerfassung
Von Ina Sembdner
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Vor den Augen der Welt in erbärmlichste Umstände gebombt: Ein Junge bereitet in Deir Al-Balah Essen auf offenem Feuer zu (28.3.2024)

Es ist weniger als eine Dose Bohnen: Die Menge an Nahrungsmitteln, die den Menschen im Norden des belagerten Gazastreifens zur Verfügung steht, beträgt weniger als zwölf Prozent der empfohlenen täglichen Zufuhr von 2.100 Kalorien pro Person. Dies hat die Organisation Oxfam auf Grundlage demographischer Daten errechnet, wie Al-Dschasira am Donnerstag berichtete. Die Nahrungsmittellieferungen, die seit Beginn des Krieges im Oktober in den Gazastreifen gelangt sind, machten im Durchschnitt nur 41 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs pro Person aus.

Und nach dem tödlichen Angriff Israels auf ein internationales Hilfsteam ist die Hilfe fast ganz zum Erliegen gekommen. Während die Regierung in Jerusalem weiter behauptet, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe, erklärte am Donnerstag auch José Andrés, der Gründer von World Central Kitchen, gegenüber Reuters, dass sein Team »systematisch« angegriffen worden sei.

Dass Israel Menschen »unbeabsichtigt« tötet, widerlegt auch eine neue Recherche des +972 Magazine und der hebräischsprachigen Nachrichtenseite Sikha Mekomit. Ein auf den Namen »Lavender« getauftes Programm basierend auf künstlicher Intelligenz ist demnach verantwortlich für die Erstellung von Tötungslisten mit bis zu 37.000 Zielen. Die Armee habe in den ersten Wochen des Krieges die Order ausgegeben, dass »für jeden von Lavender markierten Hamas-Kämpfer bis zu 15 oder 20 Zivilisten getötet werden durften«, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf israelische Geheimdienstoffiziere, die alle in den vergangenen sechs Monaten in Gaza eingesetzt waren.

Um solche Kriegsverbrechen zu stoppen, haben mehr als 600 britische Justizexperten, darunter ehemalige Richter des Obersten Gerichts, einen offenen Brief an Premier Rishi Sunak aufgesetzt. Angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen und der Einschätzung des Internationalen Gerichtshofs, dass die »plausible Gefahr eines Völkermords« bestehe, sei Großbritannien verpflichtet, Waffenverkäufe an das Land auszusetzen, hieß es in dem Schreiben.

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