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Aus: Ausgabe vom 21.03.2024, Seite 16 / Sport
Olympische Spiele

Auf die Ränge verwiesen

IOC schließt Russen von der Athletenparade der olympischen Sommerspiele in Paris aus
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Einsamer Spaziergänger vor dem Sitz des Russischen Olympischen Komitees in Moskau (13.10.2023)

Lausanne. Sportler aus Russland dürfen nicht an der Athletenparade bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris teilnehmen. Diese Entscheidung traf die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees am Dienstag nach Beratungen in Lausanne. Auch Athletinnen und Athleten aus Belarus dürfen wegen des russischen Angriffs der Ukraine nicht beim geplanten Spektakel auf der Seine zur Eröffnung der Sommerspiele am 26. Juli dabei sein. Die Sportler beider Länder sollen aber die Chance erhalten, die Zeremonie mitzuerleben, teilte das IOC mit.

Über eine Teilnahme an der Schlussfeier am 11. August werde erst später entschieden. Zu Monatsbeginn hatten die Organisatoren der Paralympics, die kurz nach den Olympischen Spielen auch in Paris stattfinden, einen ähnlichen Beschluss getroffen. Sowohl bei Olympia als auch bei den Spielen der Behindertensportler sind Starter aus Russland und Belarus nur unter Auflagen zu den Wettbewerben zugelassen.

So müssen Teilnehmer aus diesen Staaten unter neutraler Flagge antreten. Ihre Hymnen dürfen nicht gespielt werden, das Tragen und Zeigen nationaler Symbole an den olympischen Stätten ist ihnen verboten. Mannschaften sind komplett ausgeschlossen, nur Einzelsportler erlaubt. Die von Russen und Belarussen gewonnen Medaillen werden nicht im Medaillenspiegel aufgeführt.

Zudem soll in einem mehrstufigen Prüfverfahren von den jeweils zuständigen Weltverbänden und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sichergestellt werden, dass die startberechtigten Sportler aus Russland und Belarus keine Verbindungen zu Armee und Sicherheitsorganen haben. Außerdem dürfen sie den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützt haben. Eine dreiköpfige IOC-Prüfkommission soll das Einhalten dieser Bedingungen garantieren.

Russland hält die Auflagen für »unrechtmäßig, unfair und inakzeptabel«, wie Stanislaw Posdnjakow, der Chef des Russischen Olympischen Komitees (ROC), sagte. Einen Olympia-Boykott schlossen die Russen aber zuletzt aus. Das ROC selbst wurde vom IOC suspendiert, weil es die vier annektierten ukrainischen Gebiete Donezk, Cherson, Lugansk und Saporischschja aufgenommen hat. Russische Politiker und Topsportfunktionäre sollen keinen Zugang zu den olympischen Wettbewerben erhalten. (dpa/jW)

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (21. März 2024 um 08:16 Uhr)
    Mir fallen auf Anhieb mehrere dutzend Konflikte ein, die der heutige Wertewesten in den vergangenen sechs Jahrzehnten mit oft dramatischsten Folgen vom Zaune gebrochen hat. Trotzdem mühe ich mich vergeblich, mich an ähnliche Sanktionen zu erinnern, wie sie das IOC jetzt gegenüber Russland und Weißrussland verkündet hat. Warum nur? Vielleicht weil Geld nicht stinkt, wenn es nur von Kriegstreibern in ausreichender Menge gezahlt, aber auch verweigert werden kann?
    • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude, Russland (22. März 2024 um 10:08 Uhr)
      Diese Entscheidung ist gerade aus westlicher Sicht ausgesprochen dumm. Die USA und generell der Westen üben in Russland, insbesondere bei der Jugend, über Mode, Musik, Lebensstil, Anglizismen in der Sprache, kulturell einen enormen Einfluss aus. Nicht Nawalny war die Gefahr, sondern eine schleichende Amerikanisierung, auch hier. Man bemerkt sie überall, bei den Namen von Hotels, Restaurants, russischen Markenprodukten mit englischem Titel, die sich so besser verkaufen und einer verwestlichen Elite, die erst jetzt allmählich an Einfluss verliert. Der kulturelle Imperialismus der USA ist für Russland ebenso gefährlich oder noch gefährlicher wie die militärische Bedrohung. Da die Bevölkerung natürlich an Sport interessiert ist, wird sie es nie vergessen, dass russische Sportler so behandelt wurden, nie! Auch die zuvor 25 Prozent, die zweifelten, ob Putins Politik die richtige sei, sind inzwischen auf 13 Prozent geschrumpft. Gerade die merken am Beispiel der Olympischen Spiele, mit wem sie es im Westen zu tun haben. Die anderen wussten es vorher schon. Solche Sanktionen bewirken einen Prozess des Umdenkens in der russischen Gesellschaft, den niemals allein Apelle der Regierung hätten in Gang setzen können. Insofern schuldet Russland dem IOC sogar Dank. Es verscheucht den letzten Zweifel. Danke für die Klarheit. Da war die Politik »Wandel durch Annäherung«, sprich Imperialismus auf sich annähernden Samtpfoten viel erfolgreicher, wie man am Zerfall der UdSSR sah. Einer der Hauptgründe war eine Verwestlichung der Jugend und der Elite der UdSSR.