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Aus: Ausgabe vom 21.03.2024, Seite 8 / Abgeschrieben

Die Linke Bayern gegen Genderverbot an Schulen und Behörden

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Lesekasten mit Gendersternchen (Symbolbild)

Die Landessprecherin der Linken Bayern, Kathrin Flach Gomez, protestierte am Mittwoch gegen einen Kabinettsbeschluss zum Verbot des Genderns an Schulen und Universitäten des Freistaates, den Staatskanzleichef Florian Hermann damit begründet hatte, dass man »Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offenhalten« wolle:

Die Argumentation eines Offenhaltens von Diskursräumen durch ein Verbot, das sogar mit beamtenrechtlichen Konsequenzen unterfüttert werden soll, ist pure Realsatire. Sprache ist schon immer im Wandel und glücklicherweise gegen Denkverbote immun. Die Möglichkeit zu gendern, kann sogar dafür sorgen, dass sich die Wirklichkeit verändert. Denn neue Denkhorizonte eröffnen neue Möglichkeitshorizonte – wenn man z. B. nicht nur von Bauarbeitern, Erzieherinnen, Ärzten oder Krankenschwestern spricht, sondern inklusive oder neutrale Formen wählt. Dafür gibt es zahlreiche wissenschaftliche Nachweise. Aber klar, da fürchten sich CSU und FW wohl und versuchen traditionelle Rollenbilder durch Sprache zu zementieren. (…)

Die bayerische Staatsregierung sollte sich fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, echte Probleme im Freistaat anzugehen, die sich tatsächlich negativ auf das Leben der Menschen hier auswirken. So sind in Bayern ein Viertel der Menschen ab 65 von Altersarmut bedroht, ein Großteil davon Frauen. Damit ist Bayern im bundesweiten Vergleich Spitzenreiter, woran die tradierten Rollenbilder, des männlichen Versorgers und der zu Hause bleibenden Hausfrau, die von den konservativen Parteien hochgehalten werden, nicht unschuldig sind. Wir brauchen einen flächendeckenden Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und dazu eine Personaloffensive in den Einrichtungen, um Familien und insbesondere Müttern die Berufstätigkeit zu ermöglichen sowie mehr gut bezahlte und tarifgebundene Jobs, statt die Einschränkung des Streikrechts. (…)

Der Vorstand der Elternkammer Hamburg positionierte sich am Mittwoch gegen den von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) geforderten Zivilschutzunterricht an allgemeinbildenden Schulen:

»Wissen und Vorsorge bieten Sicherheit, aber nach unserer Auffassung sollte sich dies auf die Bereiche des allgemeinen Bevölkerungsschutzes begrenzen. Sicherheit bei plötzlichen Naturereignissen, im Bereich Erste Hilfe und Brandschutz oder Stromausfall sind hierbei elementar. Damit orientieren wir uns an den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz«, sagt Simone Kohl, Vorsitzende der Elternkammer Hamburg. Diese Gefahren sind für Schülerinnen und Schüler greifbar und nachvollziehbar, ohne Ängste zu schüren.

Dies betont auch Nicole Zeidler, Mitglied des Vorstandes, »Jede und jeder in Deutschland sollte über ein Basiswissen zum Thema Katastrophenschutz verfügen. Dazu zählt unter anderem das Wissen über die richtige Vorsorge, wie das Anlegen von Notvorräten, aber auch das sichere Verhalten bei Notfällen und Naturkatastrophen. Die Grundlage kann in der Schule gelegt werden, beginnend beim Notruf und Basics der Ersten Hilfe.« Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir als Gesellschaft gemeinsam an der Sicherheit und dem Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger arbeiten. Hierbei fließen sehr viele verschiedene Aspekte ein. Auf Schulen bezogen dürfen wir dabei jedoch nicht das richtige Maß aus den Augen verlieren.

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