Bahnkonzern taktiert
Von Nico PoppKurz vor dem Ende des 35stündigen Streiks der in der GDL organisierten Lok- und Triebfahrzeugführer hat der bundeseigene Bahnkonzern am Freitag neue Gespräche angeboten. Die Gewerkschaft wurde nach Angaben eines Konzernsprechers »auf Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren zu Verhandlungen« eingeladen.
Der mittlerweile fünfte Ausstand im Personenverkehr in der laufenden Tarifauseinandersetzung war von der GDL wie angekündigt am Freitag um 13 Uhr beendet worden. Der Streik im Güterverkehr, der am Mittwoch abend begonnen hatte, endete bereits um 5 Uhr früh. Die Bahn bot am Freitag im Fernverkehr auch nach Streikende weiterhin nur einen Rumpffahrplan an; erst am Sonnabend sollte laut einer Mitteilung der Fahrplan wieder vollumfänglich gefahren werden.
Die GDL kündigte am Freitag an, die Einladung zu neuen Gesprächen nur dann anzunehmen, wenn die Unternehmensseite ein neues und verbessertes Tarifangebot vorlegt. Dafür setzte die Gewerkschaft eine Frist bis Sonntag 18 Uhr. Sollte es erneut zu einem Streik kommen, wird dieser mit deutlich weniger Vorlauf angesetzt als bisher. Das hatte Gewerkschaftschef Claus Weselsky bereits angekündigt.
Dass die Chefetage der Bahn zeitnah einlenkt, ist nicht eben wahrscheinlich. Medien und Politik waren im Vorfeld des am Freitag beendeten Streiks überwiegend dazu übergegangen, die kämpferische Linie der Gewerkschaft offen zu attackieren. Das Management könnte also durchaus mit der Erwartung taktieren, dass die Gewerkschaft unter dem Druck dieser Stimmungsmache zurückzieht. In dem Einladungsschreiben vom Freitag beharrt die Bahn jedenfalls darauf, dass es nicht zutreffe, dass das Unternehmen den Vorschlag der Vermittler zu einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit abgelehnt habe. Dazu habe man sich bereits am 26. Februar bereiterklärt.
Der GDL genügt die ins Spiel gebrachte Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 36 Stunden in der vorgeschlagenen Form jedoch nicht. In einem Brief an die Verhandlungsführer der Bahn zeigte sich die GDL am Freitag außerdem unzufrieden mit der zuletzt angebotenen Lohnerhöhung. Auch die lange Laufzeit des Tarifvertrages – 30 Monate – und den Wegfall bisheriger Urlaubswahlmodelle will die GDL nicht akzeptieren.
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