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Aus: Ausgabe vom 04.03.2024, Seite 5 / Inland
Energiewende

Bosch skeptisch bei E-Auto-Zielen

Konzernchef des weltgrößten Zulieferers setzt auch weiter auf Verbrenner
Von Klaus Fischer
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Flauer Absatz: Elektroautos stehen derzeit bei Käufern nicht in besonderer Gunst

Mit rund 427.000 Beschäftigten und zuletzt fast 92 Milliarden Euro Umsatz ist die Stuttgarter Robert Bosch GmbH der weltgrößte Autozulieferer. Und der Konzernriese will trotz der von politischen Entscheidungen – und als Begründung für Stellenstreichungen vorgegebenen Elektroauto-Offensive offenbar auch in Zukunft auf die Technologie der Otto- und Dieselmotoren setzen. »Wir müssen weiterhin Verbrennertechnologie in Deutschland bereitstellen, sonst wird die Welt damit nicht zurechtkommen«, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung des Unternehmens, Stefan Hartung, dem Portal The Pioneer des früheren Spiegel-Wirtschaftschefs Gabor Steingart laut Vorabmeldung vom Sonntag.

Man könne Kunden außerhalb Europas nicht zwingen, Verbrenner nicht einzusetzen, auch weil es zum Teil keine alternativen Lösungen gebe, erklärte Hartung mit Blick auf ein mögliches Aus dieser Technologie in der Europäischen Union. Kraftfahrzeuge mit dieser Antriebstechnologie würden zudem noch über viele Jahrzehnte auf den Straßen unterwegs sein, sagte der Chef des Autozulieferers und wagte eine interessante Schätzung: Man werde mindestens 30 bis 35 Jahre benötigen, um weltweit alle Fahrzeuge zu elektrifizieren. Rund um den Globus gebe es geschätzte 1,4 Milliarden Autos. Wenn man die jährliche Fertigungskapazität der globalen Autobranche von rund 90 Millionen Fahrzeugen zugrunde lege und ab sofort nur noch E-Autos bauen würde, würde es mindestens 16 Jahre dauern, um die gesamte Fahrzeugflotte auszutauschen.

Die Prognose Hartungs scheint allerdings kaum realistisch. Vor allem in sich entwickelnden Staaten ohne ausreichend eigene Energieträger, die ohnehin unter einer volatilen Energieversorgung leben (Strom), wie etwa der Wirtschaftsgigant Indien oder weiten Teilen Afrikas und Asiens, ist eine komplette Elektrifizierung in so kurzer Zeit kaum zu machen.

Das sieht anscheinend auch der Bosch-Chef so. In der Realität würden seiner Aussage zufolge auch weiter Verbrennerfahrzeuge produziert, die im Laufe der Zeit wieder ersetzt werden müssten. Daher sei es plausibel, von mindestens der doppelten Anzahl an Jahren auszugehen.

In elf Jahren (oder vorher) dürfte es dann auch in der EU zum Schwur kommen. Denn ab 2035 dürfen Stand jetzt nur noch Fahrzeuge auf den Markt gebracht werden, die kein CO2 mehr ausstoßen. Die Vorgabe soll 2026 überprüft werden. Zuletzt war der Elektroautoabsatz in Deutschland und anderen Ländern ins Stocken geraten.

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