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Aus: Ausgabe vom 23.02.2024, Seite 7 / Ausland
Israel-Palästina

Schüsse auf Siedler

Anschlag auf Autobahn nahe Ostjerusalem. Razzien der Besatzer bei Nablus
Von Gerrit Hoekman
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Überreste nach Angriff auf den Stau nahe der Maale Adumim Siedlung (22.22024)

Drei Palästinenser haben am Donnerstag auf der Westbank in der Nähe des besetzten Ostjerusalems das Feuer auf Autofahrer eröffnet, die im zähfließenden Berufsverkehr auf einen Kontrollpunkt der israelischen Armee zufuhren. Wie Reuters meldete, wurde dabei ein Israeli getötet und elf Menschen zum Teil schwer verletzt. Zwei Angreifer wurden erschossen, der dritte festgenommen.

Die drei Palästinenser sollen an den Wagen vorbeigelaufen sein und dabei ins Innere der Autos gefeuert haben, berichteten Augenzeugen der israelischen Onlinezeitung Times of Israel. Ein auf dem Kurznachrichtendienst X hochgeladenes Video zeigt, wie Menschen panisch über die Autobahn fliehen. Ein Sanitäter berichtete, er habe auf einer Strecke von anderthalb Kilometern Länge Verletzte behandeln müssen.

Die Autobahn »Highway 1« wird vor allem von Bewohnern der völkerrechtswidrig errichteten israelischen Siedlung Ma’ale Adumim benutzt. Morgens staut sich der Verkehr fast immer vor dem Checkpoint. »Wir haben die Sicherheitskräfte Dutzende Male auf die Sorge über Terroranschläge auf dieser verstopften Straße aufmerksam gemacht«, sagte der »Bürgermeister« der illegalen Siedlung dem israelischen Sender Kan.

Die Hamas bezeichnete den Anschlag am Donnerstag laut Times of Israel als eine »natürliche Reaktion auf die Massaker und Verbrechen der Besatzung im Gazastreifen und im Westjordanland«. Der Angriff sei ein »Hinweis auf die Frustration, die viele Menschen im besetzten Westjordanland und diejenigen, die mit Schwierigkeiten beim Zugang zur Al-Aksa-Moschee konfrontiert sind, in dieser sehr, sehr schwierigen Zeit empfinden«, berichtete der britische Journalist Willem Marx für den TV-Sender Al Dschasira am Donnerstag.

Der faschistische israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir will nun noch mehr Einschränkungen. Er werde dafür kämpfen, rund um palästinensische Dörfer Barrieren aufzubauen. Er werde weitere Waffen an Israelis in der Westbank austeilen, sagte er am Ort des Anschlags. »Dank der Polizei und der bewaffneten Bürger konnte hier eine extrem große Katastrophe vermieden werden.« Waffen würden Leben retten, so der Minister. »Das Recht auf Leben für jüdische Bewohner im Westjordanland ist wichtiger als die Bewegungsfreiheit für Bewohner der Palästinensischen Nationalbehörde.« Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete am Donnerstag morgen, die israelische Armee habe nach dem Anschlag mehrere Kontrollpunkte geschlossen. Der Verkehr sei umgeleitet worden. An anderen Stellen haben sie mobile Kontrollpunkte eingerichtet.

Am 10. März beginnt der muslimische Fastenmonat Ramadan. In dieser Zeit kochen die Gemüter in Jerusalem schon zu »normalen« Besatzungszeiten regelmäßig hoch. Jetzt aber herrscht offener Krieg in Gaza und auf der Westbank hat Israel nicht erst seit dem 7. Oktober die ohnehin engen Daumenschrauben noch einmal kräftig angezogen. Vor kurzem kündigte Israel an, während des Ramadan nur wenigen Gläubigen unter strengen Auflagen den Zutritt zur Al-Aksa-Moschee zu gewähren.

Einige Dutzend radikale israelische Siedler verschafften sich am Donnerstag morgen gewaltsam Zutritt zu dem Gelände der Moschee. WAFA berichtete, ein großes Polizeiaufgebot habe die Eindringlinge geschützt. Im östlichen Teil der Moschee sollen die Siedler religiöse Rituale durchgeführt haben. Eine weitere Provokation, die für den Fastenmonat nichts Gutes ahnen lässt.

Im Flüchtlingslager Balata in der Nähe von Nablus gab es am Donnerstag eine Razzia der Besatzungsmacht. Dabei wurden zwei Palästinenser durch Schüsse verletzt und zwölf Personen festgenommen. WAFA meldete, in umliegenden Dörfern seien ebenfalls mindestens ein Dutzend Menschen verhaftet worden. In der Nacht zuvor griffen israelische Siedler aus der illegalen Siedlung Jitzhar südlich von Nablus außerhalb des Dorfes Asira Al-Kiblija gelegene Häuser an. Sie warfen mit Steinen und zertrümmerten das Fenster eines Autos. Die palästinensischen Bewohner konnten die Angreifer vertreiben.

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