Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13.01.2024
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Marshallplan für Privatfunktrash

Von Pierre Deason-Tomory
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Schreiben als Widerstand: Rolf Dieter Brinkmann

Der CDU-geführte Freistaat Sachsen versenkt Millionen in kommerzielle Medienklitschen. Im Jahr 2022 hat die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) das privatwirtschaftliche Lokalfernsehen mit 1,34 Millionen Euro gefördert. Für die vier nichtkommerziellen Lokalradios (NKL) wie Coloradio Dresden oder Radio Blau Leipzig gab es 112.000 Euro, das entspricht einem Zwölftel der TV-Förderung. Damit nicht genug: Neuerdings müssen sich die vier NKL ihren kleinen Förderkuchen auch noch mit einem fünften Sender teilen, Radio WSW aus Weißwasser, einem Privatsender, der zur Sachsen-Fernsehen-Gruppe gehört, die selbst, siehe oben, mit Millionen gestopft wird. Es ist aus naheliegenden Gründen nicht vorgesehen, eine GmbH wie Radio WSW mit der Gebührenzahlerknete für NKL zu bezuschussen, also hat der Medienrat der SLM im Sommer gegen das Votum der SLM-Versammlung die Kommerzklitsche kurzerhand zu einem nichtkommerziellen Lokalradio erklärt. Die Zahlen stammen aus einer vorige Woche beantworteten Anfrage der Grünen im Landtag, verantwortlich für den sächsischen Marshallplan für Privatfunktrash ist die CDU-geführte Staatskanzlei. Dass SPD und Grüne nun eine Revision dieser Medienpolitik auf die Tagesordnung der gemeinsamen Regierung mit der CDU setzen, wäre so folgerichtig, wie es leider unwahrscheinlich ist.

Die nächsten sieben Tagen im Radio: Sebastian Friedrich und Nina Scholz haben recherchiert, wie Unternehmer hierzulande mit Betriebsräten umgehen. Sie werden »Gemobbt, gekündigt, abgefunden« (DLF/SWR 2023, Di., 19.15 Uhr, DLF, Fr., 15.05 Uhr, SWR 2). Die Reporter der »Weltzeit« haben herausgefunden, dass die Finnen spinnen. Acht von zehn befürworten die Kernenergie, sogar Latzhosenträger, Grüne und Klimavisten: »Atomkraft in Finnland« (Mi., 18.30 Uhr, DLF Kultur). Apropos Verstrahlte, Julia Illmer ist in den »Kosmos Waldorfpädagogik« eingetaucht – und ihr stand die Jauche bis zum Bauche (Do., 15.05 Uhr, SWR 2). Bea und Irene sitzen im Hörspiel »Die Königin von Lankwitz« ebenfalls im Dreck. Die eine kommt gerade aus dem Knast (Gattenmord), die andere wurde gerade gefeuert (»Zu alt!«). Aber sie verzweifeln nicht, sondern packen an! Und gründen eine Racheagentur (WDR 2021, Fr., 19.04 Uhr, WDR 3 und Sa., 17.04 Uhr, WDR 5).

Am Freitag ist wieder ARD-»Kinderradionacht«, Motto: »Schlafen? Nö!«. Es gibt Hörspiele, Klimbim und Blödsinn bis ein Uhr (Fr., 20 Uhr, Bayern 2, Bremen 4, HR 2 Kultur, MDR Tweens, RBB Kultur, SR 1, SWR 2, WDR 5). »Die Wörter sind böse« taufte Rolf Dieter Brinkmann ein Hörstück, für das er sich 1973 beim WDR ein Aufnahmegerät borgte, um damit das Alltagselend einzufangen und ein wenig auszurasten (Sa., 19.04 Uhr, WDR 3). Im Anschluss kann gewählt werden zwischen »Highlights von der Cologne Jazzweek« von Mitte August (Sa., 20.04 Uhr, WDR 3) und Gounods »Roméo et Juliette« mit Elsa Dreisig und Benjamin Bernheim in den Titelrollen, aufgenommen im Juni in der Pariser Oper (Sa., 20.04 Uhr, HR 2 Kultur). Das »Niederdeutsche Hörspiel« ist in dieser Woche ein Klassiker, das am Ende des Dreißigjährigen Krieges handelnde Zweipersonenstück »Du« von Rudolf Beiswanger (RB/NDR 1974, So., 18.05 Uhr und Mo., 21.05 Uhr, Bremen 2). Die Weltgemeinschaft hat sich noch nicht entschieden, auf welche Weise sie sich über die Klippe helfen will, ob mit Hilfe »gerechter« Kriege oder hemmungslosen Konsums. Sollte Sie das näher interessieren: Die Kriege kommen gerade live im Fernsehen,  »Der moderne Konsumismus« wird ab Montag im »Radiokolleg« studiert (Mo., 9.30 Uhr, Ö 1).

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