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Aus: Ausgabe vom 27.10.2023, Seite 1 / Titel
Krieg gegen Gaza

Israel rückt vor

Gaza: Bislang größter Vorstoß israelischer Truppen. Zeitplan für Offensive steht laut Premier. Zweifel im Westen an palästinensischen Todeszahlen
Von Ina Sembdner
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Durchbruch nach Gaza: Israelische Panzer dringen im Norden des Küstenstreifens ein (Donnerstag)

Palästina gibt nicht auf: Außenminister Riad Al-Maliki forderte am Donnerstag die sogenannte internationale Gemeinschaft dazu auf, Israel zu einem vollständigen Waffenstillstand zu drängen. »Es haben schon so viele Kriege (in Gaza) stattgefunden, aber dieser ist anders. Diesmal ist es ein Rachekrieg«, sagte Maliki vor Reportern im niederländischen Den Haag. Der nunmehr seit 20 Tagen mit Dauerbombardements geführte Krieg habe »kein wirkliches Ziel – außer der totalen Zerstörung aller bewohnbaren Orte in Gaza«. Schätzungen etwa der US-Agentur AP, die sich auf palästinensische, israelische und UN-Angaben stützen, sprechen von mehr als 170.000 zerstörten Wohneinheiten in Gaza seit dem 7. Oktober, mehr als 600.000 Menschen seien ohne Obdach.

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Nicht mehr bewohnbar: Ein Satellitenbild von Al-Karma zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung in Gaza (21.10.2023)

Die Zahl der Getöteten stieg am Donnerstag in Gaza nach palästinensischen Angaben auf 6.850, in der besetzten Westbank wurden 105 Tote registriert. Statt deswegen einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern, wird die Statistik jedoch eher in Zweifel gezogen. Auch US-Präsident Joseph Biden erklärte am Mittwoch im Weißen Haus, er habe »kein Vertrauen in die Zahl, die die Palästinenser verwenden«. Dagegen verwahrte sich der Council on American-Islamic Relations (CAIR) und forderte Biden auf, sich zu entschuldigen. »Journalisten haben die hohe Zahl der Opfer bestätigt, und zahllose Videos, die täglich aus dem Gazastreifen kommen, zeigen verstümmelte Leichen von palästinensischen Frauen und Kindern«, sagte CAIR-Exekutivdirektor Nihad Awad in einer Erklärung. Das UN-Hilfswerk UNRWA erneuerte auch am Donnerstag seinen Ruf nach sofortiger Unterstützung: Treibstoff sei dringend notwendig zur Aufrechterhaltung lebensrettender humanitärer Maßnahmen. Dies verweigert Israel unter der Maßgabe der möglichen Zweckentfremdung durch bewaffnete Gruppen in Gaza.

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Suche nach Verletzten: Zerstörtes Haus in Khan Junis nach einem israelischen Luftschlag am Donnerstag

Israels Premier Benjamin Netanjahu erklärte unterdessen, der Zeitplan für den Bodenkrieg stehe, und fügte hinzu: »Ich werde nicht näher darauf eingehen, wann, wie und wie viele« Offensiven es geben werde. Die Nachrichtenseite Middle East Eye hatte am Mittwoch abend berichtet, dass Israel im Rahmen eines Überraschungsangriffs das Tunnelsystem in Gaza unter Aufsicht von US-Delta-Force-Kommandos mit chemischen Stoffen – die »in der Lage sind, die Körperbewegungen für einen Zeitraum von sechs bis zwölf Stunden zu lähmen« – fluten wolle. Demnach hofften die beiden Westmächte, damit die schätzungsweise 220 von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu befreien und Tausende Soldaten der Kassam-Brigaden töten zu können. Bezug genommen wird auf eine »hochrangige arabische Quelle«, die mit den palästinensischen Widerstandsgruppen vertraut sei. Die wiederum habe angegeben, dass die Informationen aus einem Leak in den USA stammten. Der Plan beruhe »auf dem Überraschungsmoment, um die Schlacht entscheidend zu gewinnen«.

In der Nacht hatte Israels Armee den bisher größten Vorstoß in den nördlichen Gazastreifen unternommen. Das Militär veröffentlichte später auf X ein Video, das zeigt, wie gepanzerte Fahrzeuge die stark befestigte Sperranlage überqueren und Gebäude in die Luft jagen, »in Vorbereitung auf die nächsten Kampfphasen«. Die Hamas äußerte sich nicht direkt zu dem israelischen Bericht, erklärte aber, ihr bewaffneter Flügel habe östlich von Bureidsch einen israelischen Hubschrauber abgeschossen. Das israelische Militär teilte mit, es sei sich dessen »nicht bewusst«.

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