Aus Leserbriefen an die Redaktion

»Gut für die Umwelt«
Zu jW vom 14.9.: »Kein Pardon«
Von der Leyen beklagt, dass chinesische E-Autos offensichtlich massiv vom Staat subventioniert werden. Gut so. Können sich dadurch doch mehr Menschen in Deutschland und in der EU ein E-Auto leisten. Und das wiederum soll ja gut für die Umwelt sein. Allerdings schlecht für den Absatz der teuren deutschen Modelle. Von der Leyen erwägt deshalb Strafzölle auf chinesische Autos. Sie werden dadurch wieder teurer. Weniger werden gekauft. Was denn nun, Frau von der Leyen? Gegen die Klimakrise oder für die Profite der deutschen Autoindustrie?
Christian Helms, Dresden
»Ich bin für alles offen«
Zu jW vom 9./10.9.: »Pfandflaschen statt Hartz V«
Ich erinnere mich auch noch an einen Besuch im Jobcenter. Den finde ich allerdings nach neun Jahren Abstand nur noch lustig. Nach fast 50 Jahren Betriebszugehörigkeit bei der Bahn, einer chronischen Erkrankung aufgrund der Beschäftigung, ich war 42 Jahre im Schicht- und Wechseldienst Zugführer, kam es zu einem beiderseitigen Aufhebungsvertrag zwischen mir und der Bahn. Bei dem die Bahn sich sozial verhalten und die Grundrechenarten beherrscht hat. Aber bis zur Verrentung fehlten mir noch drei Monate. Also melden beim Jobcenter. Dort stellte ein junger Mann, circa 25 Jahre alt, mir, einem 63jährigen, die Frage: »Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft vor?« »Ich bin für alles offen«, sagte ich. Darauf der Sachbearbeiter, »ah, ich sehe gerade, sie werden ja in drei Monaten verrentet, halten Sie sich zu unserer Verfügung«. Und raus war ich wieder. Heute kann ich nur noch schmunzeln über solche absolut unfähigen »Sach«bearbeiter und ihre Herren. Sie erinnern mich aktuell an Frau Baerbock. Auswendig gelernte Texte aufsagen, ohne die geringste Kenntnis der Fakten.
Hans Jürgen Langmann, Marl
»Messerstich ins Herz«
Zu jW vom 12.9.: »›Der Schimmer von etwas Neuem‹«
Der Putsch in Chile war für viele Menschen unserer Generation wie ein Messerstich ins Herz. Dass wir seit dem Vietnamkrieg und der Diktatur Pinochets ziemlich genau wissen, was sich hinter dem verbirgt, was die USA unter Kampf für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte verstehen, ist gewiss nachvollziehbar. Der Schmerz von damals ist unvergessen, und er meldet sich immer wieder, mögen die heutigen Reden auch noch so salbungsvoll daherkommen. Dieser Artikel ist gerade deshalb so wichtig, damit das reale Geschehen von damals auch Generationen später hilft, das Heute zu verstehen.
Joachim Seider, Berlin
Kaputtgetretener Rasen
Zu jW vom 8.9.: »Für ein völkerrechtliches Verbot von Uranmunition«
Bemerkenswert ist, dass die Uranmunition auf den Gebieten verschossen werden soll, die jetzt von Russland besetzt sind, nicht in der Westukraine. Das ist doch ein Zeichen dafür, dass Kiew und die USA tatsächlich nicht damit rechnen, diese Gebiete jemals wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen. Die USA wollen Russland durch einen langen Krieg schädigen, ohne tatsächlich mit einem Erfolg der Ukraine zu rechnen. Der Preis der Zerstörung der Ukraine »ist es ihnen wert«, wie Madeleine Albright es ja auch wert fand, dass 500.000 irakische Kinder umkamen. »Wenn wir schon nicht gewinnen können, treten wir euch wenigstens den Rasen (die Schwarzerdeböden) kaputt.«
Fred Buttkewitz, Ulan-Ude (Russland)
Geschickt manövriert
Zu jW vom 12.9.: »Fronten begradigt«
Die faschistische Ministerpräsidentin Meloni manövriert geschickt und berücksichtigt, dass einflussreiche Unternehmerkreise, die ihre Stütze sind, ihren Absatzmarkt in China nicht verlieren wollen, und sie nicht als die Schuldige für den Austritt aus der »Belt and Road Initiative« dastehen will. Die staatliche Nachrichtenagentur ANSA bezog sich in ihrer Meldung über ihr Treffen mit dem Premierminister der Volksrepublik China, Li Qiang, in dem sie den Austritt ankündigte, auf eine Notiz aus dem Palazzo Chigi (Regierungssitz), die besagte, »mit ihrer tausendjährigen Geschichte teilen Italien und China eine globale strategische Partnerschaft, deren 20jähriges Jubiläum im nächsten Jahr gefeiert wird und die den Leuchtturm für die Förderung der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen in allen Bereichen von gemeinsamem Interesse darstellen«. Darüber hinaus habe »das Treffen die gemeinsame Absicht bestätigt, den Dialog zwischen Rom und Peking über die wichtigsten bilateralen und internationalen Fragen zu festigen und zu vertiefen«. Es gehe einerseits darum, »wirtschaftliche Vergeltungsmaßnahmen zu vermeiden«, es ebenso »nicht weniger wichtig ist, den politischen Dialog mit einer führenden Weltmacht in grundlegenden Bereichen wie dem Nahen Osten und Afrika aufrechtzuerhalten und möglicherweise zusammenarbeiten«, so ANSA. Die linke Zeitung Manifesto meinte dazu, Meloni habe zur Freude der Amerikaner zwar die Erneuerung des Memorandums von 2019 in Frage gestellt, aber die Anführerin der faschistischen Brüder Italiens (FdI) habe schon während ihrer Reise in die USA im Juli gegenüber Fox News auch gesagt: Der Ausstieg aus der Seidenstraße »muss mit der chinesischen Regierung und im italienischen Parlament besprochen werden«. Stimmt ihre Parlamentsmehrheit dem Austritt zu, kann sie ihre Hände in Unschuld waschen und geltend machen, dass sie sich dem beugen muss, aber bereits die Weichen für die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit China und damit die Sicherung des Absatzmarktes für italienische Unternehmen gestellt hat.
Doris Prato, per E-Mail
Die USA wollen Russland durch einen langen Krieg schädigen, ohne tatsächlich mit einem Erfolg der Ukraine zu rechnen.
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