50 Jahre Putsch in Chile: jW-Reihe
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50 Jahre Putsch in Chile: jW-Reihe
Aus: Ausgabe vom 18.09.2023, Seite 4 / Inland
»NoFundis«-Protesttag

Knüppel frei in Köln

Proteste in Berlin und NRW gegen reaktionären »Marsch für das Leben«
Von Marc Bebenroth
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Behelmte Beamte am Sonnabend in der Domstadt vor Protestierenden

Es blieb bei einigen hundert: In Berlin und Köln haben am Sonnabend wie angekündigt christliche Fundamentalisten gegen das körperliche Selbstbestimmungsrecht von Frauen demonstriert. Dem »Marsch für das Leben« stellten sich auch in diesem Jahr Feministinnen und Feministen entgegen. Laut Polizei beteiligten sich an den Gegenveranstaltungen über 400 Menschen. Das »Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung« spricht dagegen von mehr als 1.000 Teilnehmenden. Zu dessen Auftaktkundgebung versammelten sich um zwölf Uhr mittags Befürworterinnen und Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen am Brandenburger Tor, wie das Bündnis am Sonnabend mitteilte. Die Protestierenden forderten »laut und deutlich: Wir wollen leben und lieben ohne Bevormundung!«

Unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin, der Zentralrat der Konfessionsfreien und der Trans, Inter, Queer e. V. unterstützten demnach den Protest. Aber auch das »What the fuck«-Bündnis (WTF) mobilisierte erneut gegen den Aufmarsch der Antiaufklärer. Wie WTF ebenfalls am Sonnabend mitteilte, sei die Teilnahme am reaktionären »Marsch für das Leben« erneut zurückgegangen. »Mit lediglich 1.900 TeilnehmerInnen« sei deren Zahl weit unter den angemeldeten 5.000 geblieben. »Die Route der AbtreibungsgegnerInnen wurde durch die Polizei verkürzt, und viele ihrer Beiträge waren unter dem lautstarken Protest kaum zu hören«, erklärte WTF.

Erstmals fand am selben Tag auch in Köln ein christlich-fundamentalistischer Aufmarsch gegen Schwangerschaftsabbrüche in Köln statt. Dort seien ebenfalls jeweils mehrere hundert Menschen für und gegen Schwangerschaftsabbrüche mobilisiert worden, berichtete dpa. Den Protestierenden sei es dabei gelungen, die Route für den »Marsch« zu blockieren. So mussten die religiösen Eiferer laut einem Polizeisprecher zur Abschlusskundgebung auf den Heumarkt zurückkehren, von wo aus der Aufzug gestartet war.

Die rechte Veranstaltung wurde von der Polizei begleitet. Protestierende seien auch mit Schlagstöcken angegriffen worden, sagte der Kölner Polizeisprecher laut dpa. Ihm zufolge sollen Beamte versucht haben, die Blockadeteilnehmer voneinander zu trennen. Gegner des »Marsches« sollen sich hinter einem großen Transparent versteckt und von dort aus Einsatzkräfte geschlagen und getreten haben. Die Polizei habe den Demonstrierenden auf die Hände geschlagen, um das Transparent zu beschlagnahmen. »Wir solidarisieren uns mit den queer-feministischen Aktivist*innen in Köln und verurteilen jede Polizeigewalt«, erklärte das »What the fuck«-Bündnis in seiner Mitteilung.

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