Buena Fe nicht zu stoppen
Von Volker Hermsdorf
Im spanischen Exil lebende Contras wollten verhindern, dass die kubanische Gruppe Buena Fe ihre neue Produktion »Morada« in Europa vorstellt. Mit ihren Attacken auf die Musiker, der Störung von Auftritten und Drohungen gegen Konzertveranstalter haben sie jedoch das Gegenteil erreicht. Die Tour des Duos findet nun erst recht internationale Beachtung. Zwar mussten zwei Konzerte in Salamanca und Zamora wegen angekündigter Randale abgesagt werden, doch dafür gibt es jetzt vier zusätzliche, darunter ein Gratis-Solidaritätskonzert für Kuba und gegen die US-Blockade am 29. Mai in Valencia sowie ein weiteres am 3. Juni in Madrid. Am Sonnabend sind Buena Fe im Maison des Associations in Genf zu Gast.
Künstler und Intellektuelle aus vielen Teilen der Welt solidarisierten sich spontan mit den angegriffenen Musikern. Aus Brasilien protestierte der Befreiungstheologe Frei Betto, aus Frankreich der ehemalige Direktor von Le Monde diplomatique, Ignacio Ramonet. Die venezolanische Liedermacherin Cecilia Todd und der spanische Europaabgeordnete Manu Pineda wiesen den Angriff auf Kunst und Kultur ebenso zurück wie der Leiter der US-Bürgerbewegung »Puentes de Amor« Carlos Lazo. In einer Erklärung verurteilten 1.400 weitere Unterstützer, »dass ausgerechnet diejenigen, die sich als Verteidiger der Freiheit und der Menschenrechte bezeichnen, zur Gewalt greifen, um diejenigen einzuschüchtern, die sich einfach nur durch Kunst und Musik ausdrücken wollen«.
Buena Fe hatten ihr 13. Album auf dem kubanischen Label EGREM am 17. Februar zunächst im Hotel Internacional von Varadero vorgestellt und sind seitdem auf Tour. Während die Songs der Gruppe sich üblicherweise mit sozialen Problemen der Welt und der kubanischen Realität auseinandersetzen, sei »Morada« ein Album der Pandemie, sagt Bandleader Israel Rojas. »Es geht um Erfahrungen während der Pandemie, die Entdeckung der kleinen Welt des Alltags und der alltäglichen Schönheit.« Obwohl die neue Produktion, so Rojas, vor allem zum Nachdenken und Fühlen einlädt, können die Contras es offenbar nicht ertragen, dass die Gruppe neben der Kultur auch das alternative Gesellschaftsmodell ihres Landes vertritt.
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