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Aus: Ausgabe vom 12.04.2023, Seite 6 / Ausland
Mond im visier

Konkurrenz im All

China lädt Venezuela zu Projekt im Weltraum ein. USA bekommen Panik
Von Volker Hermsdorf
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Vielleicht auch Teil der geplanten Mondlandung: Taikonaut Zhai Zhigang (16.4.2022)

Allzu entspannt dürfte man nicht sein in Washington. Denn wie bekannt wurde, hat China vor, seine strategische Partnerschaft mit lateinamerikanischen Ländern auszudehnen auf gemeinsame Weltraumprojekte. Wie das venezolanische Außenministerium am Sonnabend (Ortszeit) bestätigte, hat die Volksrepublik die Regierung in Caracas offiziell zur Mitarbeit an dem chinesisch-russischen Projekt der Internationalen Mondforschungsstation (ILRS) eingeladen. Die USA zeigen sich besorgt, man fürchtet die Konkurrenz im All. NASA-Chef Clarence William Nelson hatte bereits Anfang des Jahres gewarnt, dass China »auf dem Mond Fuß fassen und versuchen könnte, die rohstoffreichsten Gebiete zu kontrollieren – oder sogar die USA fernzuhalten«.

Strategische Partnerschaft

Die künftige Beteiligung des von Washington mit Sanktionen überzogenen südamerikanischen Landes dürfte diese und ähnliche Befürchtungen der US-Regierung verstärken. Das Außenministerium in Caracas begrüßte dagegen in seiner Erklärung die Einladung der Volksrepublik. Venezuela sei das erste Land, das die Möglichkeit erhalte, sich »an diesem wichtigen Projekt zu beteiligen«, hieß es. Die Direktorin der Bolivarischen Agentur für Weltraumaktivitäten (ABAE), Marglad Bencomo, habe die Bereitschaft Venezuelas bekräftigt, »China und Russland bei der gemeinsamen Forschung, der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, der Ausbildung menschlicher Talente und der friedlichen Nutzung des Weltraums zu begleiten«, berichtete die Tageszeitung Correo del Orinoco am Wochenende. Zugleich versicherte die Regierung Venezuelas, die strategische Partnerschaft, »die unseren Ländern so viele Vorteile gebracht hat«, weiter vertiefen zu wollen. Die Einladung zur Teilnahme am Mondprojekt sei auch eine »Anerkennung der von der bolivarischen Regierung unternommenen Anstrengung zugunsten der wissenschaftlichen Entwicklung unseres Landes«.

Die internationale wissenschaftliche Forschungsstation, die zwischen 2030 und 2035 »in Zusammenarbeit mit befreundeten Ländern« auf dem Mond installiert werden soll, hat laut der chinesischen Agentur Xinhua unter anderem den Zweck, die Erde von ihrem Trabanten aus zu beobachten sowie dort Ressourcen zu gewinnen. Der »extraterrestrische Forschungsraum« soll nach Angaben des russischen Nachrichtenportals Sputnik vom Sonntag auch genutzt werden, um »die Entwicklung des Mondes sowie die Entstehung und die Aktivitäten der Sterne (zu) untersuchen. Außerdem soll nicht nur der Planet, sondern auch die Sonne beobachtet werden.« Darüber hinaus werde die internationale Mondstation Möglichkeiten zum »Anbau von Pflanzen auf der Oberfläche des Trabanten und die Gewinnung von Sonnenenergie testen«.

Das alles kommt nicht überraschend. China hat sein Raumfahrtprogramm in den vergangenen Jahren zielstrebig ausgebaut. Der Rover »Zhurong« erforscht derzeit den Mars. Eine eigene Raumstation im Orbit der Erde ist seit Juni vergangenen Jahres in Betrieb. 2013 war erstmals eine Landung auf dem Mond erfolgt, 2019 dann auch auf dessen erdabgewandter Seite. Zudem strebt Beijing eine bemannte Mondmission an und verfolgt das Ziel, bereits bis zum Ende dieses Jahrzehnts Taikonauten auf den Mond zu bringen.

Furcht um Satelliten

Die Volksrepublik sei »ein ernstzunehmender Wettbewerber«, gestand NASA-Chef Nelson vor einem Jahr gegenüber dem Fachmagazin Space News ein. Und im Januar dieses Jahres erläuterte der ehemalige Senator und frühere Astronaut in einem Interview der US-Tageszeitung Politico: »Beim Wettlauf ins All wäre China durchaus in der Lage, die USA abzuhängen. Die kommenden zwei Jahre könnten entscheiden, wer die Oberhand gewinnt, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie dann sagen: ›Bleibt weg, wir sind hier, das ist unser Territorium‹.« Die in Washington einflussreiche Zeitung zitierte außerdem Terry Virts, einen ehemaligen Kommandanten der Internationalen Raumstation (ISS) und Oberst der U. S. Air Force im Ruhestand, mit der Aussage, der Wettbewerb habe »sowohl politische als auch sicherheitspolitische Aspekte« und könne zu einer »realen Gefahr« für die USA werden. Laut Politico äußern sich auch US-Militärs »zunehmend besorgt« über Beijings Entwicklung von Weltraumsystemen und »schlagen Alarm wegen einer möglichen Bedrohung von US-Satelliten und der sicherheitspolitischen Auswirkungen von Chinas Vorstößen in die Tiefen des Weltraums«.

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