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Aus: Ausgabe vom 18.03.2023, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Ausbeutung

Zu jW vom 10.3.: »›Mitarbeiter fühlen sich enorm unter Druck gesetzt‹«

Durch die Ausbeutung von Tieren und afrikanischen Menschen ist Hagenbeck zu Reichtum gekommen. In den Anfängen des Tierparks hat Hagenbeck auch Menschen zur Schau gestellt, so wurden in der Nazizeit afrikanische Menschen als Kannibalen öffentlich präsentiert. Goebbels förderte die Zoos, weil sie eine willkommene Ablenkung boten und die Rassenforschung unterstützten. »Carl Hagenbeck organisierte Völkerschauen in ganz Europa, er engagierte Nubier, Inuit, Massai, Singhalesen und Angehörige vieler anderer Völker«, heißt es in der eigenen Chronologie – die Nazizeit wurde darin ausgeblendet. Diese Menschen wurden auf eine Stufe mit den Tieren gestellt. Viele überlebten dies nicht. Sie starben an Krankheiten oder Erschöpfung. 2006 hat Hagenbeck im Bereich des Tierparks für circa 50 Millionen Euro eine größere Wohnanlage »Quartierpark« bauen lassen. Woher hat Hagenbeck das Geld? Natürlich von der Ausbeutung der Tiere und der Menschen. Wenn Hagenbeck dichtmachen würde, dann wäre das eine Wohltat für alle.

Manfred Guerth, Hamburg

»Sprache der Härte«

Zu jW vom 15.3.: »Safe Space des Tages: USA«

Die Vereinigten Staaten von Amerika, ein Land, in dem jeder, der fünf Meter geradeaus laufen kann, eine Schusswaffe erwerben darf. Ein Land, in dem Amokläufer Grundschulkinder massakrieren und dann zum einmillionsten Mal debattiert wird, ob man das Waffenrecht eventuell »ein bisschen verschärfen« sollte. Alles ohne nennenswerte Resultate. Hätte ich die Wahl zwischen Mexiko und den USA, ich ginge sofort nach Mexiko. Hoffentlich wird Mexiko in die BRICS und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) aufgenommen. López Obrador sollte die Einrichtung chinesischer und russischer Militärbasen in Mexiko ankündigen. Dann kann man endlich Druck auf die Amis aufbauen, sich aus Osteuropa und Skandinavien zurückzuziehen. Die Amis verstehen leider nur diese vielbeschworene »Sprache der Härte«. Erst als Chruschtschow sowjetische Raketen in Kuba stationieren wollte, zogen die Yankees ihre Geschosse aus der Türkei ab. Vielleicht braucht es jetzt die »Androhung« von Militärbasen in Mexiko, um endlich für Frieden in der Ukraine zu sorgen?

Lenard Sprang, München

Vermittlung

Zu jW vom 13.3.: »Erfolg in Beijing«

Epochal. Größte Nachricht der vergangenen Woche, dass Saudi-Arabien und Iran vermittelt durch die Volksrepublik China wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen haben. Direkt beteiligte und europäische sowie asiatische Schutzmächte werden das zarte Pflänzchen nun gegen den scharfen Westwind zu schützen, zu hegen und zu pflegen haben. Wann und wo haben europäische oder amerikanische Einflussnahme je so etwas zustande gebracht? Besonders in jenen geschundenen Weltgegenden war und ist westliche Einflussnahme gleichbedeutend mit kurzsichtiger und eigennütziger Einmischung, konkret mit Diversion, Gewalt und Plünderung. Außer den hochgradig propagandistisch formierten Zombies, also den liberalen westlichen Mittelschichten, versteht jetzt jeder auf der Welt, dass für die Vermittlung eines gerechten und dauernden Friedens auch in Osteuropa ausschließlich China in Frage kommt. Sollte der Westen dies sabotieren, hat er seine Selbstisolation besiegelt.

Armin Axt, Baden-Baden

Eklektisch

Zu jW vom 14.3.: »Wie rechts ist der Kreml?«

Ein paar Anmerkungen: Sjuganow spricht von »Globalismus«, das ist ein im Westen unter Rechtsradikalen (z. B. Identitäre Bewegung) geläufiger Ausdruck, der quasi Weltoffenheit, Multikulturalismus bzw. »Einebnung« nationaler und kultureller Unterschiede (ob eingebildet oder real, sei dahingestellt) meint, im Gegensatz zur alten rechten Vorstellung von »Jedem Volk sein Land« (das man dann schön homogen halten kann). Ob das eine bewusste Anbiederung an die Rechte war, sei mal dahingestellt, könnte auch nur unglückliche Wortwahl sein …

Was der Autor auch nicht erwähnt: Putins Äußerungen bezüglich »traditioneller« Familie, traditioneller Werte, Ehe usw. usf. Die so auch eins zu eins von Rechten bis Rechtsradikalen im Westen immer wieder geäußert wird. Also der Gegensatz zu »westlicher Dekadenz«, worunter so etwas verstanden wird, dass Schwule und Lesben heiraten dürfen, wo man sogar schon anfängt die Dichotomie von biologischen Geschlechtern in Frage zu stellen (Gott bewahre!), oder wo Männer jetzt zu sensiblen »Weicheiern« erzogen werden sollen, obwohl eine Nation doch starke Krieger brauche. Putin inszeniert sich, so kommt es mir jedenfalls vor, mehr als früher als Verfechter der »globalen Konservativen«, wenn man so will, und deswegen ist er ja bei ebenjenen so beliebt. Macht ihn das schon zum Faschisten? Nein, natürlich nicht, gehört aber auch zum ganzen Bild. In der Tat, die Beziehung der westlichen Rechten zu Russland ist kompliziert. Weil die Rechtsradikalen im Westen z. B. bestimmt nicht den Sieg der »Bolschewisten« über die deutsche Herrenrasse bejubeln, oder irgend etwas mit Antifaschismus anfangen können. Wobei Putins Antifaschismus ja auch anders konnotiert ist, als das, was man im Westen darunter versteht. Es ist kompliziert. Im heutigen Russland wird es ja fertiggebracht, sich sowohl positiv auf das Zarenreich als auch auf die UdSSR zu beziehen, womit man dann den Gefühlen aller in der Bevölkerung Rechnung trägt, alle fühlen sich irgendwie dazugehörig.

Ralf Schuster, Gießen

Im heutigen Russlands wird es fertiggebracht, sich auf das Zarenreich und die UdSSR zu beziehen, womit man den Gefühlen aller in der Bevölkerung Rechnung trägt, alle fühlen sich irgendwie dazugehörig.

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