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Aus: Ausgabe vom 21.02.2023, Seite 16 / Sport
Biathlon

Schrauben locker

Skandinavien räumt ab: Das waren die Biathlon-Weltmeisterschaften im thüringischen Oberhof
Von Gabriel Kuhn
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Zwei Biathlonmänner im Schnee: Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson

Es war zu warm, die Loipe zum Teil braun, aber irgendwie dann doch ein Fest. Am Sonntag gingen in Oberhof die 53. Biathlon-Weltmeisterschaften zu Ende. Nach der Rennrodel-WM Ende Januar war es die zweite in Oberhof 2023 – vom 8. bis 19. Februar –, der Ort im Thüringer Wald untermauert damit seine Stellung als deutsches Wintersportzentrum.

Ein Bravourstück

Die Biathlon-Arena am Rennsteig ist ein Garant für gute Stimmung und wurde für 30 Millionen Euro WM-frisch gemacht. Insgesamt 150.000 Besucher erfreuten sich in den beiden Wettkampfwochen daran. Der berüchtigte Oberhofer Nebel zeigte sich kaum, einzig die Windböen am Sonnabend brachten ein Moment des Zufalls in die Herrenstaffel, die Besten setzten sich trotzdem durch. Das deutsche Quartett war nicht unter ihnen, irgendwie war bei den Herren bei dieser WM der Wurm drin. Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl) erzielte als Achter im Sprint und Sechster in der Verfolgung Achtungserfolge, der in der Gesamtweltcup-Wertung an siebter Stelle liegende Benedikt Doll (SZ Breitnau) zeigte in der Verfolgung ein Bravourstück und katapultierte sich von Rang 55 auf 15. Doch damit kann man sich bei einer WM nichts kaufen, zumal in Oberhof erstmals seit 20 Jahren die WM-Resultate nicht für den Weltcup zählten. Im Einzel wurde Doll Fünfter.

Erstmals seit 1976 blieben die deutschen Herren bei einer Biathlon-WM ohne Medaille, denn auch in der Staffel sprang nur Rang fünf heraus. Es gewann Frankreich und zerstörte damit den Traum von Johannes Thingnes Bø, als erster Biathlet von einer WM sieben Goldmedaillen mit nach Hause zu nehmen. Fünf hatte er vor der Herren-Staffel bereits gewonnen: in der Mixed-Staffel, im Sprint, in der Verfolgung, in der Single-Mixed-Staffel und im Einzelrennen. Doch ausgerechnet in der Herren-Staffel, mit vier Läufern, die im Weltcup die Plätze eins, zwei, drei und acht belegen, reichte es nicht. Bø war kein Vorwurf zu machen, er zeigte eine starke Leistung, doch die Strafrunden seines Bruders Tarjei und seines größten Konkurrenten Sturla Holm Lægreid hatten die Norweger weit zurückgeworfen. Da machte es kaum noch was, dass Bø auch im abschließenden Massenstart hinter dem schwedischen Duo Sebastian Samuelsson und Martin Ponsiluoma nur Bronze blieb. Für Samuelsson war es ein versöhnlicher WM-Abschluss, am Eröffnungstag hatte er mit neun Fehlschüssen in der Mixed-Staffel alle Chancen für Schweden begraben, nachdem er vergessen hatte, die Schrauben an seinem Gewehr festzuziehen.

Erstmals Italien

Bei den Damen sah es für den DSV besser aus, vor allem dank Denise Hermann-Wick vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal. Die ehemalige Langläuferin, die im Jahr 2016 ins Lager der Biathleten gewechselt war, gewann Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung, außerdem sicherte sie in der Frauen-Staffel als Schlussläuferin Silber. Gold ging zum ersten Mal in der Geschichte an Italien. Insgesamt räumten die Skandinavier mächtig ab, Norwegen und Schweden holten gemeinsam 24 der 36 vergebenen Medaillen.

Die Gewinner von Edelmetall im Überblick: Sprint Herren: 1. Johannes Thingnes Bø, 2. Tarjei Bø, 3. Sturla Holm Lægreid (alle Norwegen). Verfolgung Herren: 1. Johannes Thingnes Bø, 2. Sturla Holm Lægreid, 3. Sebastian Samuelsson (Schweden). Einzel Herren: 1. Johannes Thingnes Bø, 2. Sturla Holm Lægreid, 3. Sebastian Samuelsson. Massenstart Herren: 1. Sebastian Samuelsson, 2. Martin Ponsiluoma (Schweden), 3. Johannes Thingnes Bø. Staffel Herren: 1. Frankreich, 2. Norwegen, 3. Schweden. Sprint Damen: 1. Denise Herrmann-Wick (BRD), 2. Hanna Öberg (Schweden), 3. Linn Persson (Schweden). Verfolgung Damen: 1. Julia Simon (Frankreich), 2. Denise Herrmann-Wick, 3. Marte Olsbu Røiseland (Norwegen). Einzel Damen: 1. Hanna Öberg, 2. Linn Persson, 3. Lisa Vittozzi (Italien). Massenstart Damen: 1. Hanna Öberg, 2. Ingrid Landmark Tandrevold (Norwegen), 3. Julia Simon. Staffel Damen: 1. Italien, 2. Deutschland, 3. Schweden. Mixed-Staffel: 1. Norwegen, 2. Italien, 3. Frankreich. Single-Mixed-Staffel: 1. Norwegen, 2. Österreich, 3. Italien.

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