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Aus: Ausgabe vom 13.02.2023, Seite 16 / Sport
Ski alpin

Am Tor vorbei

Schöne Geschichten: Die erste Woche der Weltmeisterschaften im Ski alpin
Von Gabriel Kuhn
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Am Ende Silber: Mikaela Shiffrin im Super-G-Wettberwerb (Courchevel/Méribel, Frankreich, 8.2.2023)

Die erste Woche der alpinen Skiweltmeisterschaften in Courchevel/Méribel in den französischen Alpen ist vorbei. Gewinner: das Wetter. Alle Speedwettbewerbe (Super-G und Abfahrt) sowie die alpinen Kombinationen der Damen und Herren konnten ohne Verschiebungen durchgeführt werden, das hat Seltenheitswert. Die eher sinnlosen Parallelrennen und den Riesenslaloms und Slaloms in der zweiten Woche sind vergleichsweise ein Kinderspiel.

Überhaupt verläuft die WM so, wie man es haben will: mit viel Drama und schönen Geschichten fürs Herz von und mit entsprechenden Figuren.

Der Lokalmatador: Der Franzose Alexis Pinturault wuchs in der Nähe Courchevels auf. Als Gesamtweltcupsieger der Saison 2020/21 gelang ihm in den letzten zwei Jahren nicht allzuviel, doch in der alpinen Kombination dieser WM schenkte ihm der Österreicher Marco Schwarz mit einem Fehler kurz vor dem Ziel im Slalom die Goldmedaille. Deren Wert für Pinturault ist in erster Linie sentimental, finanziell muss er sich keine Sorgen machen. Seine Familie besitzt in Courchevel eine Nobelherberge, wo das billigste Familienzimmer 9.500 Euro die Woche kostet.

Die gescheiterte Favoritin: Die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin steht im Weltcup kurz davor, den Rekord des legendären Ingemar Stenmark mit 86 Siegen in Einzelrennen zu knacken. Doch bei Großveranstaltungen lief es für sie zuletzt nicht nach Wunsch. Bei den Olympischen Winterspielen in Beijing 2022 schied sie in Riesenslalom und Slalom nach wenigen Toren aus, genauso im Slalom der Kombination, wo sie Gold eigentlich nur hätte abholen müssen. In Super-G und Abfahrt war sie weit von den Medaillenrängen entfernt. Ein Fiasko. Erster Wettbewerb bei dieser WM: die alpine Kombination. Shiffrin steuert wieder auf Gold zu, fährt jedoch am drittletzten Tor vorbei. Wenigstens gab es zwei Tage später im Super-G Silber und Tränen der Erleichterung. Auch in der Damenabfahrt scheiterte die Favoritin: Die Italienerin Sofia Goggia ließ ebenfalls kurz vor dem Ziel ein Tor aus.

Der Sensationssieger: Einmal hatte der Kanadier Jack Crawford im Weltcup als Zweiter im Super-G den Sprung aufs Podest geschafft, nun stand er bei der WM ganz oben. Er schlug den großen Favoriten Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen mit einer Hundertstelsekunde. Die Schweizerin Jasmine Flury machte es ihm am darauffolgenden Tag in der Damenabfahrt nach. Auch sie war im Weltcup in der Abfahrt genau einmal Zweite gewesen und gewann nun die WM.

Die Geschwister: Seit rund zehn Jahren müht sich das Tiroler Geschwisterpaar Ricarda und Raphael Haaser im Weltcup ab, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Raphael stand als Zweiter in einem Super-G einmal auf dem Podest, Ricarda noch nie. Diesmal holten beide zum WM-Auftakt innerhalb von 24 Stunden Bronzemedaillen in der Kombination, der eine Erfolg überraschender als der andere.

Die bisherigen Medaillengewinner im Überblick: Alpine Kombination Damen: 1. Federica Brignone (Italien), 2. Wendy Holdener (Schweiz), 3. Ricarda Haaser (Österreich). Alpine Kombination Herren: 1. Alexis Pinturault (Frankreich), 2. Marco Schwarz (Österreich), 3. Raphael Haaser (Österreich). Super-G Damen: 1. Marta Bassino (Italien), 2. Mikaela Shiffrin (USA), 3. ex aequo Cornelia Hütter (Österreich) und Kajsa Vickhoff Lie (Norwegen). Super-G Herren: 1. Jack Crawford (Kanada), 2. Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen), 3. Alexis Pinturault (Frankreich). Abfahrt Damen: 1. Jasmine Flury (Schweiz), 2. Nina Ortlieb (Österreich), 3. Corinne Suter (Schweiz). Abfahrt Herren: 1. Marco Odermatt (Schweiz), 2. Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen), 3. Cameron Alexander (Kanada).

Das Team des Deutschen Skiverbandes war in der Weltmeisterschaft bisher glücklos. Die besten Platzierungen waren achte Plätze von Emma Aicher (SC Mahlstetten) in der Kombination und Kira Weidle (SC Starnberg) in der Abfahrt. Die größten Medaillenchancen für den DSV gibt es freilich am Abschlusswochenende, wenn Lena Dürr (SV Germering) und Linus Straßer (TSV 1860 München) im Slalom antreten.

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