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Aus: Ausgabe vom 09.10.2021, Seite 15 / Geschichte

Anno … 41. Woche

1806, 14. Oktober: In der Schlacht bei Jena und Auerstedt siegt die von Napoleon Bonaparte angeführte französische Armee über Preußen und Sachsen. In der Folge bricht die preußische Monarchie zusammen. Friedrich Wilhelm III. flieht nach Ostpreußen. Kurze Zeit später zieht Napoleon in Berlin ein. Die napoleonische Herrschaft dauerte bis 1813, als die Truppen Napoleons in der sogenannten Völkerschlacht bei Leipzig gegen eine Koalition von Russland, Preußen, Österreich und Schweden unterliegen.

1931, 11./12. Oktober: In Bad Harzburg treffen sich Vertreter der NSDAP, der Deutschnationalen Volkspartei, des »Stahlhelms, Bundes der Frontsoldaten«, des Reichslandbundes und des Alldeutschen Verbandes. Die von dem Medienmogul Alfred Hugenberg initiierte Großveranstaltung soll die Geschlossenheit der »nationalen Opposition« demonstrieren. Die sogenannte Harzburger Front fordert die Bildung einer Rechtsregierung im Reich sowie in Preußen. Aufgrund interner Streitigkeiten zerfällt das Bündnis direkt im Anschluss an das Treffen wieder.

1941, 15. Oktober: Das Netzwerk des Komintern-Spions Richard Sorge, dem es, getarnt als Korrespondent der Frankfurter Zeitung in Japan, gelungen ist, Informationen aus höchsten Regierungskreisen an die Sowjetunion weiterzugeben, wird von der japanischen Geheimpolizei aufgedeckt. Nach der Verhaftung eines seiner wichtigsten Helfer wird Sorge am 18. Oktober selbst festgenommen. Er wird am 7. November 1944 hingerichtet.

1956, 16. Oktober: Bundeskanzler Konrad Adenauer nimmt eine Umbildung seines Kabinetts vor. Unter anderem wird Theodor Blank (CDU) als Verteidigungsminister durch den Aufrüstungshardliner Franz Josef Strauß (CSU) abgelöst. Zusammen mit Adenauer treibt Strauß die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik energisch voran.

1966, 15. Oktober: Im kalifornischen Oakland gründet sich die Black Panther Party, die zu einer der bedeutendsten politischen Kräfte des schwarzen Nationalismus in den USA aufsteigt. Die sozialistisch ausgerichtete Gruppe kämpft bewaffnet und erhält großen Zulauf. Infolge intensiver Repression durch das FBI geht der Einfluss der Black Panthers zu Beginn der 70er Jahre zurück.

  • Leserbrief von Fritz Wengler (16. November 2021 um 17:29 Uhr)
    Anders als jW-Leserin Heike Presberger sich erinnert, ist Ruth Werner nicht Autorin von »Dr. Sorge funkt aus Tokio«. Das Buch hat drei Autoren. Es basiert auf einer Artikelfolge von Horst Pehnert und Gerhard Stuchlik in der Jungen Welt. Sie wurde schließlich erweitert durch Julius Mader, seinerzeit ein auf Geheimdienste spezialisierter Autor.
  • Leserbrief von H. Presberger aus Potsdam (8. November 2021 um 16:10 Uhr)
    Mich hat bestürzt, wie vor einigen Wochen Anfang Oktober Ihr Mitarbeiter, welcher die »Anno«-Spalte verfasst, von der Verhaftung des, so wörtlich, als »Komintern-Spion« bezeichneten Dr. Richard Sorge geschrieben hat. Die vier Wörter »Agent«, »Spitzel«, »Spion« und »Kundschafter« sind keine Synonyme. Auf Richard Sorge trifft allein der Begriff »Kundschafter« zu, der die große Opferbereitschaft des verdeckt Arbeitenden würdigt. Spitzel und Spione sind meist kleine, miese Gestalten, die ihre Freunde verraten, erstere im Inlandsgeheimdienst, letztere egal wo für Wühltätigkeit eingesetzt. Besser klingt noch wie beim ollen James Bond »Agent« für Auslandsgeheimdienstler. Aber aufgewachsen mit dem spannenden Buch »Dr. Sorge funkt aus Tokio« von Ruth Werner, lernten wir ihn als Helden kennen, der mutig und unter Einsatz seines Lebens für die Verhinderung des Zweiten Weltkriegs eingetreten war, bevor er völlig sinnlos ans Messer geliefert wurde. Genausowenig wie Stauffenberg als »Terrorist« bezeichnet werden darf, hat man das Recht, Dr. Sorge als kleinen Spion zu verunglimpfen! Vielmehr war er ein Kundschafter des Friedens, und dabei sollte es bleiben!
  • Leserbrief von Peter Blechschmidt (11. Oktober 2021 um 12:34 Uhr)
    Ich halte die Bezeichnung »Komintern-Spion Richard Sorge« aus zweierlei Hinsicht für nicht zutreffend: Sicher bestand innerhalb der Komintern eine Abteilung (OMS), deren Aufgaben sich mit denen der wichtigsten sowjetischen Geheimdienste überschnitten. Sie führte aber eigenen Operationen durch (hmongwiki.de/wiki/International_Liaison_Department_(Comintern)).

    Allerdings traf es auch zu, dass engagierte Mitarbeiter in der Komintern für den Sowjetischen Geheimdienst rekrutiert wurden. Richard Sorge arbeitete seit 1925 publizistisch für die Komintern, betätigte sich bzw. in einem Deutschen Klub von deutschen Kommunisten in Moskau. Weiterhin wurden ihm Aufgaben der Analyse und Beurteilungen der aktuellen Situationen in Ländern zugewiesen, die das Interesse der Komintern berührten. Es mag sein, dass sich Hauptabteilungen der Komintern mit der Vorbereitung von organisatorischen und politischen Beschlüssen befassten und in diesem Sinne als Nachrichtendienst bezeichnet wurden, es mag sein, dass man Sorge zugedichtet hatte, dass er diese Bezeichnung auch selbst verwendet hatte und dass man sein Wirken innerhalb der KPD bereits früher mit Interesse verfolgt hatte. Im Blickfeld der GRU und anderer sowjetischer Geheimdienste befanden sich außerdem solche Kommunisten mit exzellenten Fähigkeiten wie Rudi Herrnstadt, Ilse Stöbe, Ursel und Jürgen Kuczinski, Gerda Stern, Helga von Hammerstein, Rachel Dübendorfer, Sandor Rado, Klaus Fuchs, Julius Deutsch, Gerhard Kegel und viele andere (www.vsa-verlag.de/nc/buecher/detail/artikel/ilse-stoebe-wieder-im-amt).

    Richard Sorges analytische Fähigkeiten und sozial-ökonomische Kenntnisse waren bekannt. Er erklärte sich jedenfalls 1929 für eine Mitarbeit im Nachrichtendienst der Roten Armee (4. Verwaltung des Generalstabes der Roten Armee) –GRU – zu Auslandseinsätzen bereit und setzte aus seiner Gruppe heraus bis zu seiner Verhaftung im Oktober 1941 für den Kriegsverlauf bedeutsame Spitzenmeldungen ab.

    1997 sprach die Anwaltskammer von Yokahama Dr. Richard Sorge vom Vorwurf der Spionage frei. Sie konnten sich erfolgreich hinter Sorges Position gegenüber seinen japanischen Anklägern stellen. Man dürfe ihn nicht als Feind Japans betrachten, weil er kein Spion im herkömmlichen Sinne sei (www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/251010.nicht-als-feind-japans.html).

    In Chemnitz befindet sich in einem kleinen Parkterrain vermutlich der einzige im jetzigen Freistaat Sachsen erhalten gebliebene Erinnerungsort an Richard Sorge in Form einer Texttafel an einem Gedenkstein. Er konnte sich bis jetzt dort behaupten.

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