Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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Aus: Ausgabe vom 18.08.2021, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Armutsrisiko Alleinerzieher

Alleinerziehende und ihre Kinder sind einer Studie zufolge deutlich überproportional von finanzieller Armut bedroht. Knapp 43 Prozent aller Einelternfamilien gelten als einkommensarm, wie aus der am 15. Juli veröffentlichten Erhebung für die neoliberale Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Von den Paarfamilien mit einem Kind gelten nur neun Prozent als einkommensarm. Mit zwei Kindern trifft es elf Prozent. Obwohl Alleinerziehende in den meisten Fällen erwerbstätig sind, können sie demnach trotzdem mit ihrem Einkommen für sich und ihre Kinder häufig nicht das Existenzminimum sichern. Das Armutsrisiko für Alleinerziehende – zu 88 Prozent sind es Frauen – und ihre Kinder verharre auf hohem Niveau, betont Studienautorin Anne Lenze von der Hochschule Darmstadt. 2020 bezogen rund 34 Prozent der alleinerziehenden Familien Grundsicherung nach SGB II (Hartz IV). Ihr Anteil liege damit fast fünfmal höher als bei Paarfamilien.

Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband sind Kinder und Jugendliche in erheblichem Ausmaß von Armut betroffen. Binnen zehn Jahren sei die Armutsquote Heranwachsender von 18,2 auf 20,5 Prozent (2019) geklettert. Besonderes »hart und heftig« treffe es neben alleinerziehenden auch kinderreiche Familien. Die Realität heißt laut Bertelsmann-Stiftung nicht selten: arm trotz Arbeit. Unter alleinerziehenden Müttern sind 71  Prozent berufstätig, fast die Hälfte arbeitet in Vollzeit oder vollzeitnah. Unter den alleinerziehenden SGB-II-Beziehern sind 40 Prozent erwerbstätig – kämen also ohne ein »Aufstocken« nicht über die Runden. Der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, sagte: »Um die Situation von Alleinerziehenden zu verbessern, ist die Verfügbarkeit eines angemessenen und qualitativ hochwertigen Betreuungsangebots für Kinder unter drei Jahren, das Kindergartenalter und für Schulkinder eine wichtige Voraussetzung.« (dpa/jW)

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