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12.10.2020, 19:24:02 / Feuilleton

Deutscher Buchpreis 2020 geht an Anne Weber

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Frankfurt/Main. Der Deutsche Buchpreis 2020 geht an Anne Weber für ihren Roman »Annette, ein Heldinnenepos«. Das gab die Jury am Montag in Frankfurt am Main bekannt. Die Auszeichnung für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Verleihung im Frankfurter Römer fand wegen der Coronapandemie ohne Publikum statt.

Webers Roman erzählt die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir – in Versform. »Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen«, lautete die Begründung der Jury. Es sei »atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt«.

Anne Weber (55) wurde in Offenbach bei Frankfurt geboren. Nach dem Abitur zog sie nach Frankreich, wo sie bis heute lebt. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin, seit dem Ende der 90er Jahre veröffentlicht sie eigene Texte. Ihre Bücher verfasst sie mal auf Deutsch und mal auf Französisch und übersetzt sie dann selbst in die jeweils andere Sprache.

Die reale Anne Beaumanoir wurde 1923 geboren – Anne Weber hat sie persönlich kennengelernt und war so beeindruckt, dass sie beschloss, über sie zu schreiben, wie die Autorin bei der Lesung der Shortlist-Autoren im Frankfurter Literaturhaus Ende September verriet. Beaumanoir war im französischen Widerstand aktiv, Mitglied der kommunistischen Partei und kämpfte für das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Algerien.

Die übrigen fünf Autoren der Buchpreis-Shortlist erhielten jeweils 2.500 Euro: Bov Bjerg (»Serpentinen«), Thomas Hettche (»Herzfaden«), Deniz Ohde (»Streulicht«), Dorothee Elmiger (»Aus der Zuckerfabrik«) und Christine Wunnicke (»Die Dame mit der bemalten Hand«). Insgesamt hatten die sieben Jurymitglieder 206 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2019 und September 2020 erschienen sind.

Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vergeben. Im vergangenen Jahr hatte Sasa Stanisic den Preis für seinen Roman »Herkunft« erhalten. In seiner Dankesrede griff der aus Bosnien stammende Autor den Literaturnobelpreisträger Peter Handke für dessen Äußerungen über den Jugoslawienkrieg an und entfachte damit eine Literaturdebatte. (dpa/jW)

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