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Aus: Ausgabe vom 07.03.2020, Seite 11 / Feuilleton
Deak

Die Gemengelage

Von Dusan Deak

Die Gemengelage ergibt Folgendes: Bewaffnete rauben in Hongkong wegen Coronapanik Klopapier. So weit ist es hierzulande noch nicht. Es gibt also in Deutschland keinen Anlass zur Panik. Sollten Sie diesen Satz allerdings dreimal hintereinander von einem Regierungsvertreter hören, lassen Sie alles stehen und liegen, und ergreifen Sie die Flucht. Dann ist es höchste Eisenbahn.

Suchen Sie umgehend (auch gegen den Ratschlag der Gesundheitsbehörden) Ihren Hausarzt auf, und begeben Sie sich direkt in sein Wartezimmer. Dort husten Sie zwei- bis dreimal kräftig in den überfüllten Raum. Nicht in die Armbeuge und auch nicht in die Kniebeuge. Selbst der mutigste akute Herzpatient wird diesem Argument nicht widerstehen können und zügig und geordnet die Räumlichkeiten verlassen.

Falls sich bei der ärztlichen Untersuchung herausstellen sollte, dass Sie noch nicht im Besitz des Coronavirus sind und sich symptomfrei durch eigene Kraft bewegen können, sollten Sie Ihre Katastrophenvorräte unmittelbar ergänzen.

Folgendes sollte der Bürger im Vorratskeller haben:

– 2 bis 3 Europaletten Klopapier

2 bis 3 Tonnen braunen Roh(r)zucker (vorzugsweise bio und fair gehandelt)

1 Waggon Dinkelmehl (Hintermehl 1050, vorzugsweise bio und fair gehandelt)

– einige Wäschekörbe 5.000 Jahre altes Rosa Himalaja-Salz (Mindesthaltbarkeit bis Ende 2020)

– 2 bis 3 Avocados, eine Prise Chiasamen, etwas Amaranth, 1 Päckchen Dr. Oetker Trockenhefe, und falls noch Platz im Keller ist, etwas Ingwer aus der Region

Bei sparsamem Verzehr dürften die Vorräte für einen durchschnittlichen deutschen Singlehaushalt bis zirka Mitte April reichen.