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05.02.2020, 18:39:24 / Inland

Restitution: Tansania drängt auf Verhandlungen mit Bundesregierung

Raubkunst? Initiationsmasken aus Tansania aus der Zeit um 1908 i
Raubkunst? Initiationsmasken aus Tansania aus der Zeit um 1908 im Leipziger Völkerkundemuseum (7.1.2016)

Berlin. Der Botschafter Tansanias in Berlin, Abdallah Possi, fordert die Bundesregierung zu »Verhandlungen über Wiedergutmachungen« für Verbrechen während der deutschen Kolonialzeit in Ostafrika auf. Er erwarte, dass sie den ersten Schritt macht »und auf uns zugeht«, sagte Possi einem Onlinebericht vom Mittwoch zufolge dem Tagesspiegel. Damit könne Berlin zeigen, »dass die Deutschen endlich Verantwortung für die Menschenrechtsverletzungen aus der Kolonialzeit übernehmen und das, was in der Vergangenheit in unserem Land passiert ist, wirklich ernst nehmen.«

Der Botschafter fordert demnach eine möglichst zeitnahe Benachrichtigung darüber, wie viele menschliche Gebeine und Kulturobjekte damals nach Deutschland gebracht wurden und wo sie sich heute befinden. Sobald diese Angaben vorlägen, könnten die beiden Staaten Possi zufolge in Verhandlungen über eine mögliche Restitution treten. Dieser Vorstoß sei ein Novum in den deutsch-tansanischen Beziehungen, da die Bundesregierung Gespräche über Wiedergutmachungen für Kolonialverbrechen bislang nur mit Namibia – ehemals »Deutsch-Südwestafrika« – führe, wo deutsche Soldaten Anfang des 20. Jahrhunderts einen Völkermord an den Herero und Nama begingen.

Das Gebiet des heutigen Tansania gehörte zwischen 1885 und 1918 zur Kolonie »Deutsch-Ostafrika«. Während des Maji-Maji-Kriegs, in dem sich verschiedene einheimische Bevölkerungsgruppen gegen die deutschen Besatzer zusammenschlossen, starben nach Schätzungen rund 300.000 afrikanische Männer, Frauen und Kinder. (jW)

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