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Aus: Ausgabe vom 08.06.2019, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Herkesin Meydani – Platz für alle

2016 veranstaltete die Stadt Köln einen künstlerischen Wettbewerb für ein Mahnmal in der Kölner Keupstraße, das an das Nagelbombenattentat des sogenannten NSU am 9. Juni 2004 in der Keupstraße und am 19. Januar 2001 in der Probsteigasse erinnern soll. Doch die Realisierung des Mahnmals (…) kommt seitdem nicht voran. Denn auch die vorliegenden stadtpolitischen Beschlüsse können nichts mehr daran ändern, dass das Areal mittlerweile in den Händen von Investoren liegt, die andere Pläne haben: Sie wollen dort (…) ein lukratives Gewerbequartier errichten (…) Die Initiativen und Gruppen IG Keupstraße, »Keupstraße ist überall« und das Tribunal »NSU-Komplex auflösen« treten, genau wie der Künstler selbst, für die Errichtung am geplanten Standort ein und erheben ihre Stimmen gegen eine erneute Verdrängung der Opferperspektive. (…)

Die Betroffenen der Nagelbombe, die unmittelbar Verletzten und die Ladenbesitzer, die durch die Bombe und die nachfolgenden Verdächtigungen in eine schwere ökonomische Krise gestürzt wurden, sowie die ganze Straße, die nach dem Naziterror einer behördlichen und medialen Stigmatisierung als vermeintliches Ghetto ausgesetzt war, sind zum Symbol des Widerstands gegen die Vertuschung und gegen den strukturellen Rassismus geworden. (…) Verweigert die Stadt das Mahnmal an diesem Ort, käme das nach der Nagelbombe und der jahrelangen Opfer-Täter-Umkehrung einem weiteren Angriff auf die Straße gleich, quasi einer weiteren Bombe nach der Bombe nach der Bombe.

Gekürzter Text aus: www.mahnmal-keupstrasse.de

Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Reinhard Hopp: Cui bono? Wer verbirgt sich denn konkret hinter der Londoner »Heuschrecke«? Wer sind die derzeitigen Eigentümer der Liegenschaften in der Keupstraße? Welcher der involvierten Protagonisten hat welches Interesse...

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