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Aus: Ausgabe vom 01.11.2016, Seite 11 / Feuilleton

Rosa Marmor. Das neue Album von Devendra Banhart

Von Michael Saager

Haucht, abgesehen von einem in den ewigen Fjorden Norwegens verschollenen Erlend Øye, noch jemand so anmutig wie Devendra Banhart? Das ist natürlich eine eher rhetorische Frage, denn um sie ernsthaft zu beantworten, müsste man ja sämtliche Hauchtalente der Erde kennen. Softpop-Bossa-Folker Banhart jedenfalls ist wieder aufgetaucht, als großartiger Musiker, nicht bloß als Herausgeber hübscher Kunstbücher mit eigenen Malereien, als der er zuletzt in Erscheinung getreten war.

Was freilich so gut wie niemand mitbekommen haben dürfte, schließlich wird Banhart vor allem für seine ätherisch-versponnenen Laid-Back-Kleinode geliebt: für kunstvolle, den 60ties nahestehende Songs, die sich bisweilen anhören, als sei eine sehr schöne Frau, oder ein bezaubernder Mann, erotisiert-bekifft vor der Staffelei eines dem Aquarellieren zugeneigten lateinamerikanischen Surrealisten geradewegs dahingeschmolzen.

»Mala« heißt Banharts letztes, vor drei Jahren erschienenes Album. »Ape in Pink Marble« (deutsch: Affe in rosa Marmor) mit seinen erlesen perlenden E-Gitarren ist ebenso wundervoll geraten. Dabei noch reduzierter, noch ein wenig schlanker instrumentiert, noch einen Hauch verhaltener, langsamer, sanfter. Und doch kein bisschen kitschig, natürlich nicht. Um was es geht auf diesem Album? Um die Liebe natürlich, in allen Facetten, Verwirrung inklusive. Wenn Banhart den Song »Jon Lends a Hand« einer Frau widmet und gleichzeitig erzählt, das Stück sei für den großen Jonathan Richman (von der tollen Proto-Punkband The Modern Lovers), passt das gut in den Nonsenskosmos des Ex-Freak-Folkers. Inspiriert ist »Ape in Pink Marble« laut Banhart von einem Botaniker, der Kakteen ohne Stacheln züchtet. Das Ergebnis sei allerdings keineswegs sanft genug, der reinste Industrial Noise! Aber sicher doch, lieber Devendra.

Devendra Banhart: »Ape in Pink Marble« (Nonesuch)

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