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Aus: Ausgabe vom 18.02.2016, Seite 3 / Schwerpunkt

Studie: Kürzere Nutzungsdauer, mehr Neuverkäufe

Wegwerfgesellschaft – zumindest was Elektrogeräte angeht, trifft das zu. Die meisten elektronischen Geräte werden immer kürzer genutzt. Das zeigt eine Studie des Öko-Institut e. V. und der Universität Bonn im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA), die am Montag vorgestellt wurde. Untersucht wurde nur die Nutzung durch den ersten Verbraucher.

Gerade im Bereich der Unterhaltungselektronik und Informationstechnik sind Technologiesprünge und der Wunsch nach einem neuen Gerät häufig Auslöser für einen Neukauf. Selbst bei Haushaltsgroßgeräten wie Kühlschränken ist bei einem Drittel der Befragten der Wunsch nach einem besseren Gerät ausschlaggebend. Gleichzeitig stieg beispielsweise der Anteil der Haushaltsgroßgeräte, die aufgrund eines Defekts bereits innerhalb der ersten fünf Jahre ersetzt wurden, von 3,5 Prozent im Jahr 2004 auf 8,3 Prozent im Jahr 2013.

Ein Ergebnis ist, dass die Hersteller mit einer bestimmten Produktlebensdauer kalkulieren, die sich auch nach Zielgruppen, Einsatzbereichen und Produktzyklen richtet. Im Bereich der Fernsehgeräte beispielsweise wird unterstellt, dass die Verbraucher innerhalb eines Jahres neue Entwicklungen erwarten. Dieser kurze Innovationszyklus könne zu Lasten der Qualität gehen. So würden manche Geräte nur noch auf bekannte Schwachstellen und nicht mehr umfassend getestet. Für das Umweltbundesamt unterscheidet sich dieses Vorgehen dennoch von der sogenannten geplanten Obsoleszens, also einer gezielte kurzen Produktlebensdauer, die die Hersteller mittels eingebauter Mängel erzeugen. Diese könne nicht nachgewiesen werden.

»Problematisch ist die mangelnde Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Man sieht dem Produkt nicht an, für welche Lebensdauer es konzipiert wurde. Auch der Preis ist da nicht immer ein zuverlässiger Indikator. Im Sinne der Verbraucher und der Umwelt wäre eine Kennzeichnung, die beispielsweise die voraussichtliche Lebensdauer eines Geräts in Nutzungsstunden angibt«, schlug UBA-Präsidentin Maria Krautzberger vor. Dabei bestehe allerdings noch Forschungsbedarf, da nicht für alle Produktgruppen vergleichbar darstellbar sei, welchen Zeitraum sie genutzt werden könnten. Schneller umsetzbar wäre ein anderer Vorschlag Krautzbergers, die dafür plädierte auf Reparierbarkeit zu setzen. Das bedeutet beispielsweise bei einem Handrührgerät keine verklebten Gehäuse, sondern Schrauben, die ein Öffnen des Körpers ermöglichen. Aber halt – das gab es ja alles schon mal. (cwr)

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