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Aus: Ausgabe vom 30.10.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Nur noch ans Geld gebunden?

Zu jW vom 24. Oktober: »Frauen wie andere auch«

Ich stelle mir gerade das Gesicht und die Reaktion meiner Frau vor, wenn sie abends fertig von der Arbeit nach Hause kommt und ich ihr eröffne: Also meine Liebe, du bist in der letzten Zeit etwas gestresst vom Job, dafür habe ich Verständnis, aber du vernachlässigst eine wenig meine sexuellen Bedürfnisse. Ich habe mir deshalb eine Sexarbeiterin eingeladen, die heute deinen Platz im Bett belegt. (...) Die Sexarbeiterinnen sind übrigens ziemlich billig geworden, weil die Jobcenter gerade wieder eine Menge Ein-Euro-Joberinnen ins Bordell vermittelt haben. Also, Prostitution als normale Arbeit zu betrachten, könnte mit der Logik eines neoliberalen Turbokapitalismus übereinstimmen. Nicht nur die Arbeitskraft der Menschen ist käuflich, sondern gleich der ganze Mensch, seine Gefühle, seine Beziehungen, sein Körper, seine Sexualität. Die einzige Bindung, die noch gerechtfertigt wird, ist die Bindung an das Geld. Wollen wir das wirklich?

Jürgen Günther, Berlin